Monatsrückblick Juli 2024 – emotionale Berg- und Talfahrt
Mein Juli 2024 in einem Zitat zusammengefasst:
Das Leben besteht nicht darin, zu warten, dass das Unwetter vorbeizieht, sondern darin, zu lernen, im Regen zu tanzen.
Vivian Greene
Auf diesen Juli 2024 habe ich mich gefreut, mich aber auch ein wenig vor ihm gefürchtet. Gefreut habe ich mich auf die Urlaubszeit, sommerliches Wetter und Zeit mit meinen Freund:innen. Gefreut, aber auch gefürchtet habe ich mich vor dem Umzug, aus dem dann wie befürchtet ein halber Umzug wurde. Es war eine emotionale Berg- und Talfahrt, mit vielen Tränen, Abrutschen ins Jammertal, mit viel Übung in Orientierung und vor allem Fokussierung aufs jetzt Mögliche. Zwischendurch habe ich mit Freude gearbeitet, habe viel geschrieben, war im Sommertheater, mit meinen Wahleltern essen und bei einem herzwärmenden und die Seele erfreuenden 40. Geburtstag.
Urlaub mit Kristina im Juli 2024
Im Alltag finden wir nur alle paar Wochen die Zeit füreinander, deshalb planen wir einmal im Jahr einen Urlaub zusammen. Wir sind beide gern in der Natur, schlafen gern lange und genießen die Nächte. Im vergangenen Jahr verbrachten wir den Urlaub in der Alten Gärtnerei Annenwalde und weil es uns dort so gut gefallen hat, verbrachten wir auch in diesem Jahr den gemeinsamen Urlaub dort. Die ersten drei Tage war ich noch krank – Corona wollte einfach nicht loslassen. Das Wetter spielte mit und schickte uns Regen. Bei geöffneter Terrassentür lauschte ich dem Wetter und genoss den Anblick von Wiesengrün. Kristina vertrieb sich die Zeit mit Lesen und Gitarre spielen. Ich liebe diese kleinen Privatkonzerte.
Die Rückreise am Freitag verbanden wir mit einem Besuch im KZ Sachsenhausen. Wir waren beide bislang nicht dort. Beide halten wir die Erinnerung an die willkürliche Verfolgung und Ermordung von Menschen, wie in der Nazizeit geschehen, für notwendig und wichtig. Wir waren in der Nähe, also ist es fast eine Selbstverständlichkeit, diesen Gedenkort aufzusuchen. Wir waren überrascht, wie viele Menschen aus ganz unterschiedlichen Nationen den gleichen Gedanken hatten. Familien und kleine Gruppen von jungen Menschen besuchten diesen Ort, der mit all seinen Informationen in Bild und Ton auch ein Lernort ist. Unaufgeregt und still ist es hier, eine würdige Verbindung aus Museum, Erinnerung und Friedhof.
Besonders beeindruckt haben mich, neben dem Ort an sich
- die thematischen Ausstellungen
- der kleine Wald vor dem Eingang mit Gedenksteinen und Skulpturen
- und die Sonderausstellung Wir intervenieren! Kritische Perspektiven auf die Ausstellung „Sinti und Roma im KZ Sachsenhausen“. Hier wird die Ausstellung aus dem Jahr 2004 kritisch betrachtet, in Bezug auf rassistische Sprache und mit deutlichen Hinweisen auf den fortdauernden Antiziganismus nach 1945.
Auszeit mit Momo im Belantis
Momo ist ein abenteuerlustiges Kind und will immer wieder Neues erleben. Im vergangenen Jahr waren wir einmal in Belantis und von Momos Begeisterung habe ich mich dazu hinreißen lassen, Jahreskarten zu kaufen. Die haben wir bis jetzt nicht genutzt. In meinem Urlaub habe ich sie als Mittagskind abgeholt und kaum waren wir auf der Autobahn wurde sie ganz hippelig und fragte, ob wir zu Belantis fahren. Ich habe sie vorgewarnt, dass ich ja ein alter Angsthase bin und sie deshalb nur die Kinderkarussells fahren kann. Trotz Bettelei blieb ich standhaft, bis wir zur Familienachterbahn kamen und der Mensch am Einlass zu ihr sagte „Na du willst doch bestimmt mitfahren.“ Die Augen blitzten und Oma wurde schwach. Der Mann merkte wohl, dass er mir keinen Gefallen getan hatte und meinte „Es geht zwei Runden, soll ich nach der ersten für Sie anhalten?“ Dieses Angebot nahm ich dankbar an.
Als wir ausstiegen, zitterte ich am ganzen Körper. Eindeutig zu viel Adrenalin für mich. Momo sah auch ein wenig blass aus, mimte aber die Großklappe „Also Oma, ich könnte noch eine Runde!“. Kurze Zeit später gab sie dann zu: „Ich glaube, das war gut, dass wir ausgestiegen sind. Mein Bauch muss sich erst mal wieder beruhigen.“ Den Rest des Tages verbrachten wir mit Bootsfahrt, im Zeltlager, sind durch ein Labyrinth gelaufen und haben anderen beim Achterbahnfahren zugesehen. Fazit: Wer schreit und kreischt, hat Spaß, alle anderen spielen cool-sein. Zum Abschluss waren wir noch fast zwei Stunden auf einem Spielplatz, auf den Momo unbedingt wieder will.
Der längste Umzug meines Lebens
Eigentlich wollte ich ja schon Ende März, Anfang April umziehen. Doch die Handwerker ließen uns im Stich. Der Klempner meldete sich monatelang nicht, der Elektriker dachte, wir hätten noch endlos Zeit und an den Fließenleger war nicht zu denken. Also verschoben wir meinen 30. Umzug auf Anfang Juli. Ende Juni zeichnete sich ab, dass auch dieser Termin nicht zu halten ist. Mich auf das handwerkliche Versprechen verlassend, dass einem Umzug Mitte Juli nichts im Wege steht, beantragte ich zum dritten Mal die Verschiebung meines Urlaubs. Der einzig zuverlässige Handwerker ist unser Maler. Die Wände waren pünktlich fertig, auch wenn der Zeitplan für ihn sehr eng war. Auf meine blauen Wände freue ich mich schon riesig.
Zuverlässig waren auch die Freundinnen, die mir beim Möbel zusammenschrauben und Kisten schleppen halfen. Ein herzliches Danke an Kristina, Laura, Lene, Gesa, Bettina und Ava. Dass ich dem Fliesenleger keine mit dem Schraubendreher übergezogen habe, verdanke ich meiner Fähigkeit zur emotionalen Selbstregulation. Statt seine Arbeit zu machen, schaute er uns zu und gab kluge Ratschläge. Mein inneres Kind tobte und die Feministin in mir kochte. Die Situation ist bis heute, Anfang August, für mich sehr herausfordernd. Ich wohne in einem Zimmer in meiner alten Wohnung, fast alles, was meinen Hausstand ausmacht, ist schon in der neuen Wohnung. Nur mit Akzeptanz – es ist, wie es ist – und Fokus auf das Jetzt, komme ich klar. Dazu gehört auch zu akzeptieren, dass ich wütend bin, mich von den Handwerkern verraten fühle und trotzdem von ihnen abhängig bin. Beides schwer auszuhalten, aber indem ich diese Emotionen annehme, gelingt es mir, mich nicht davon dominieren zu lassen.
Ein Abend auf der Burg Giebichenstein
Am vorletzten Abend meines Urlaubs gab es dann doch noch ein Highlight. Gemeinsam mit Kristina und Freund:innen fuhren wir nach Halle zum Sommertheater auf der Burg Giebichenstein in Halle (an der Saale). Leider brannte im Umfeld eine Möbelfirma, die Rauchsäule war wie ein Mahnzeichen.
Kristinas Lebensgefährte Thomas Dehler gehört in diesem Stück zum Ensemble und ich mag es sehr, ihn auf der Bühne zu sehen. Gespielt wurde „IM OSTEN – Geschichten aus der Sonderzone„. Passend zu meiner Blogparade: Geteiltes Leben, zu der ich im Juli eingeladen habe. (Ich würde mich sehr freuen, wenn du an der Blogparade teilnimmst – mit einem Blogbeitrag auf deinem Blog oder einem Gastbeitrag auf meinem Blog oder mit einem Kommentar!).
Das Stück hat Tempo und Witz, erinnert an längst verdrängte Sehnsüchte und Ungerechtigkeiten. Die musikalischen Einlagen sind grandios und ja, das Ende ist ein wenig kitschig geraten. Alles in allem, aber sehr sehenswert. Im August gibt es noch Aufführungen in Saalfeld und Weimar. Lohnt sich und mit viel Glück und Schnelligkeit bekommst du sogar eine echte Thüringer Bratwurst von der Bühne.
Ich mache eigentlich nie Werbung auf meinem Blog, doch heute mache ich eine Ausnahme. Thomas hat an einem Filmprojekt mitgearbeitet, welches ich gern unterstützen möchte. Ende Juli 2024 lief in den Kinos der Film „Die Ermittlung“ an. Das ein vierstündiger und in der gekürzten Version dreistündiger Film nach dem Theaterstück von Peter Weiss. Im Stück und im Film geht es um den Frankfurter Auschwitzprozess, basierend auf den Gerichtsprotokollen und Peter Weiss Aufzeichnungen. Ich werde mir den Film im August ansehen und wünsche ihm viele Kinobesucher:innen.
Cindys 40. Geburtstag am 30. Juli 2024
Ein wenig aufgeregt war ich schon, als ich mich am 30.07. von Leipzig nach Sonneberg auf den Weg machte. Cindy Lehmann und ich kennen uns seit dem Herbst 2020. Gemeinsam absolvierten wir die Greator Life Coach Ausbildung, unterstützten uns in den Trainings-Coachings. Seither treffen wir uns unregelmäßig regelmäßig via Zoom und coachen einander bei Bedarf. Offline gesehen hatten wir uns vor diesem 30. Juli bislang nicht. Cindy hatte mich eingeladen und ich machte mich auf den Weg nach Sonneberg. Der Name ist Programm – ringsum die Thüringer Berge und die Sonne gab sich viel Mühe, uns mit Hitze zu quälen.
Ich wurde wirklich herzlich empfangen. Nicht nur von Cindy, sondern auch von Alexandra Rohrbach, ebenfalls eine Teilnehmerin der Greator Life Coach Ausbildung. Auch Alexandra kannte ich bis zu diesem Tag nur aus online-Begegnungen, zum Beispiel, wenn die beiden mich in ihre Monday-Inspiration zum Gespräch einluden. Bei uns allen flossen zur Begrüßung ein paar Tränen und gleichzeitig verblüffte es uns doch, dass online-Begegnungen in eine so tiefe Vertrautheit führen. Aus den Zoom-Calls wurde ich erkannt und auch ich erkannte Gesichter und Stimmen – Melissa, Andy, Sven, Daniel und andere. Insgesamt war dieser Geburtstag ein gemeinsames Bad in Vertrautheit und gegenseitiger Wertschätzung.
Ich war in dieser Runde vom ersten Moment an willkommen. Es war ein wunderbares Geburtstagsfest. Cindy ist es in den letzten Jahren gelungen, einen Kreis von Menschen um sich zu versammeln, die einzigartig und individuell sind und gleichzeitig eine sich gegenseitig unterstützende Gemeinschaft bilden. Das zu erleben hat mich erfüllt und ermutigt. Egal, wie verschieden wir uns politisch positionieren, welch unterschiedliche Meinungen wir vertreten, wir können uns emotional verbinden und dennoch in unserer Verschiedenheit so lassen, wie wir sind. Ich danke euch allen, für diese wunderbare Erfahrung und diesen Abend in liebevoller Gemeinschaft.
Was im Juli 2024 sonst noch so los war
- Kaputt: Kurzzeitig hatte ich in meiner alten Wohnung, in der ich momentan noch wohne, kein kaltes Wasser. Der Siphon am Waschbecken im Badezimmer ist kaputt und der Kühlschrank gab seinen Geist auf.
- Dankbar: Das Verhältnis zu meiner Tochter Helene ist mir sehr wichtig. Eine Zeit lang war sie von der Idee, dass ich ins Umland von Leipzig ziehe, nicht begeistert. Im Juli gab sie mir ihren „Segen“ für den Umzug, sie findet die neue Wohnung samt Garten schön.
- Genervt: Fußball ist nicht mein Ding. Wenn für die Spiele der Fußball-Europameisterschaft der Stadtteil für den Verkehr gesperrt wird, in dem ich arbeite, dann nervt mich das einfach nur. Aber ja, Fußball ist ein Fest, was anderen Freude macht. Also beruhige ich mich schnell wieder.
- Ermutigt: Bei den Wahlen in Frankreich, für die ein klarer Sieg der rechten Parteien vorausgesagt wurde, vereinigten sich die demokratischen Parteien und verhinderten so die Mehrheit der Rechten. Die Demokraten in Deutschland könnten dies als Vorbild nehmen.
- Erfüllt: 9 Sitzungen Familientherapie, 4 Coachings und 1 Mentoring.
Was steht an im August
- Mindestens 10 Blogbeiträge zu den Blogparaden meiner TCS-Blogosphäre.
- Die erste Nacht in der neuen Wohnung?
- Meine Angebote für das zweite Quartal erstellen.
- Im Rahmen der Blogdekade 10 Blogartikel in 10 Tagen schreiben.
- Mit Kristina nach Berlin zum Konzert von PJ Harvey.
Aufstehen und in Würde strahlen!
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Liebe Birgit,vielen Dank für deine wertschätzenden Worte. Der Beitrag zu deiner Blogparade steht auf meiner Liste. Dauert aber noch einen Moment. Liebe Grüße Sylvia
Liebe Sylvia,
was für ein Auf und Ab und dennoch schaffst du eine auf deine besondere Art positive Stimmung in deinem Artikel.
Ich kann dich gut verstehen, dass es anstrengend und zermürbend mit den Handwerkern war und ist. Ich kenne das.
Mutig von dir mit Momo auf die Bahn zu gehen, ich mache so etwas nicht mehr ?.
Magst du die Erfahrung mit deinem Umzug und Allem Drumherum in einem Artikel zu meiner Blogparade verbloggen?
Ich glaube, du hast ein paar gute Tipps und Strategien für uns alle.
Würde mich sehr freuen, herzliche Grüße, Birgit
https://www.birgit-buchmayer.de/blogparade-achtsam-entspannt-methode-stressabbau/
Danke dir fürs Lesen und Kommentieren, lieber Daniel.
Das war sicherlich ein sehr spannender Monat mit so vielen Höhen und Tiefen. Es zeichnet sich von tollen Begegnungen mit Menschen die das Herz berühren.