Was ist ein Schock?
Oft sprechen wir von einem Schock, wenn etwas passiert ist, womit wir nicht gerechnet haben. Doch nur die wenigsten Situationen, die wir als Schock bezeichnen, haben überhaupt das Ausmaß eines Schocks. Gemeint ist in der Regel ein großer Schrecken, der meist keine weiteren Folgen hat. Demzufolge können wir, nach einer kurzen Zeit, in der wir uns wie gelähmt fühlen, wieder angemessen reagieren.
Medizinischer Schock
Für Mediziner ist der Schock ein ernsthaft lebensbedrohliches Krankheitsbild. Der medizinische Schock ist ein Zustand, in dem die Sauerstoffversorgung der Organe wegen eines Blutmangels im Blutkreislauf nicht mehr sichergestellt ist. Dies kann verschiedene Ursachen und Symptome haben:
- Innere und äußere Blutungen (größtenteils durch Verletzungen).
- Störungen des Flüssigkeitshaushaltes, die das Blutvolumen verringern,
- Herzversagen, bei dem nicht mehr ausreichend Blut in den Körper gepumpt wird. Die Symptome beim kardiogenen Schock sind Brustenge und Atembeschwerden.
- Langanhaltender Durchfall, massives Erbrechen oder heftiges Schwitzen können Anzeichen eines sogenannten Volumenmangelschocks sein.
- Der anaphylaktische Schock zeigt allergische Symptome wie Hautausschläge, Juckreiz, Gesichtsschwellung und Atemnot.
- Mit Fieber oder verminderter Körpertemperatur unter 36 Grad Celsius und Haut-Einblutungen, (die Haut ist mitunter rot und sehr warm) könnte sich ein septischer Schock zeigen.
Äußere Merkmale des medizinischen Schocks
Meist lassen sich Schockzustände auch äußerlich erkennen:
- blasse Haut, die sich kühl und feucht anfühlt,
- starker Durst,
- flacher werdende Atmung,
- abfallender Blutdruck,
- rasender, kaum noch tastbarer Puls,
- die Betroffenen verlieren das Bewusstsein.
Medizinische Schocks erkennen und handeln
Ein Test, der häufig von Rettungskräften angewendet wird, den aber auch Laien durchführen können, ist der Rekap-Test (Rekapillarisation – Blut kehrt zurück). Dieser Test ist keine Diagnose, gibt aber Orientierung. Drücke Deinen Fingernagel kurz in das Nagelbett des/der Betroffenen. Die Haut färbt sich weiß. Innerhalb einer Sekunde, nachdem Du losgelassen hast, sollte sich die Haut unter dem Nagel wieder rot färben. Dauert dies länger, kann dies ein Hinweis auf mangelnde Blutzirkulation sein. In diesem Fall ist Erste Hilfe angesagt:
Keine Schocklage bei B-Verletzungen
Die Merkhilfe für Rettungskräfte „B = Schocklage nee„.
- Birne: sichtbare und nicht sichtbare Kopf- und Schädelverletzungen, Flüssigkeitsaustritt aus Nase und/oder Ohren
- Brust: Schmerzen im Herz- und Brustbereich
- Bauch: Verletzungen oder Schmerzen im Bauchbereich
- Beine: offene Beinbrüche mit hervorstehenden Knochenteilen oder überhaupt Verdacht auf Beinbruch
- Becken: Verletzungen im Bereich des Beckens
- Buckel: Verletzungen des Rückens und der Wirbelsäule, insbesondere mit Taubheit oder Lähmungen der Gliedmaßen oder unkontrolliertem Harn- und Stuhlabgang.
Falls Du die Erstversorgung übernehmen musst, weil außer Dir niemand da ist, solltest du also Ruhe bewahren und auf Hilfe warten.
Psychischer Schock
Ein psychischer Schock ist eine akute Belastungsreaktion. Darunter versteht man eine starke seelische Erschütterung, ausgelöst durch ein plötzlich hereinbrechendes und belastendes Ereignis. Diese Beschreibung trifft auf eine unerwartete Trennung zu und insofern ist in dieser Situation ein psychischer Schock möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich. (Es ist also unangemessen, von der Person, von der ich mich mit Überraschungsfaktor trenne, ein „vernünftiges“ Verhalten zu erwarten.)
Symptome
Die Symptome eines psychischen Schocks können von Minuten bis über Tage andauern und sich auf körperlicher und psychischer Ebene äußern. Die Symptome sind:
- Übermäßiges Schwitzen,
- zittern,
- schneller Herzschlag,
- eingeschränkte Aufmerksamkeit,
- Übererregung (Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Schreckhaftigkeit),
- erhöhte Reizbarkeit,
- Vermeidungsverhalten (sozialer Rückzug),
- übermäßige Aktivität
- Verwirrtheit,
- Gefühlsstörungen (Affektstörungen wie Stimmungsschwankungen zwischen Aggression, Angst und Trauer oder unangemessenes Weinen und Lachen, Gefühlstaubheit).
Ein psychischer Schockzustand ist eine psychische Krise
Zentrales Moment ist der Verlust des inneren Gleichgewichts. In einem Schockmoment greifen die gewohnten Verhaltensstrategien nicht. Die Betroffenen sehen sich mit Situationen oder Lebensumständen konfrontiert, die sie akut nicht bewältigen können. Häufig sind in einer solchen Situation Denken und Fühlen gestört. Die Gedanken kreisen, sind zerstreut und können nicht sinnvoll zu Ende gebracht werden. Die eigenen Gefühle sind entweder schwer wahrnehmbar, oder so intensiv, dass sie schwer zu kontrollieren sind. In dieser Situation können insbesondere Angst, Wut, Hoffnungslosigkeit, Einsamkeit oder Trauer als übermächtig und bedrohlich erscheinen.
Was kann ich tun, wenn ich mich in einer psychischen Krise befinde?
Für die ersten Stunden der Schock-Situation kann der SOS-1. Hilfe-Plan eine Orientierung geben. Sollten die Symptome anhalten, Albträume, Flashbacks oder Erinnerungslücken auftreten, dann such Dir bitte (oder empfiehl es der betroffenen Person), professionelle Hilfe. So kannst Du am ehesten verhindern, dass sich Angststörungen oder Depressionen entwickeln.
Für die nächsten Tage ist es wichtig, keinen Kontakt zu der Person aufzunehmen, die sich getrennt hat. Es geht um radikale Akzeptanz, aber das beschreibe ich im nächsten Beitrag, in dem es um Phase 2 der Trennung – das Nicht-wahr-haben-wollen gehen wird.
Hol dir Unterstützung
Falls Dich der Schock so überrollt, dass Du das Gefühl hast, akut in Gefahr zu sein – scheu Dich bitte nicht, den Rettungsdienst (112) anzurufen. Es ist gar nicht so selten, dass Menschen in solch einer Situation zu dramatischen Mitteln greifen, wie zum Beispiel Suizidgedanken. Sobald eine unmittelbare Selbst- oder Fremdgefährdung besteht, bitte nicht zögern. Eben weil dies in Schocksituationen gar nicht so selten ist, rate ich dazu, in solch einer Trennungssituation nicht allein zu bleiben. Die andere Person hat definitiv den klareren Blick. Auch sie sollte dann nicht zögern, sofort einen psychiatrischen Notdienst, den Rettungsdienst (112) oder die Polizei zu verständigen oder Kontakt mit dem ärztlichen (psychiatrischen) Bereitschaftsdienst (bundesweite Tel.: 116 117) aufzunehmen.
Wichtige Notfall-Nummern
Deutschland
- Telefonseelsorge
www.telefonseelsorge.de anonyme, kostenlose Beratung zu jeder Tages- und Nachtzeit unter den bundesweiten Telefonnummern
0800 – 1110111 oder 0800 – 1110222 - Kinder- und Jugendtelefon „Nummer gegen Kummer“ www.nummergegenkummer.de
kostenlose Beratung von Mo. bis Fr. 15.00 bis 19.00 Uhr unter der bundesweiten Telefonnummer: 0800 – 111 0 333
Österreich
- Telefonseelsorge
www.telefonseelsorge.at anonyme, kostenlose Beratung zu jeder Tages- und Nachtzeit innerhalb jedes Bundeslandes unter der Telefonnummer 142 - Die psychiatrische Soforthilfe
http://www.psd-wien.at/psd/52.html telefonisch, ambulant, mobil: Beratung zu jeder Tages- und Nachtzeit unter der Telefonnummer 01- 31330
Schweiz
- Telefonseelsorge „Die Dargebotene Hand“ www.143.ch anonyme, kostenlose Beratung zu jeder Tages- und Nachtzeit unter der Telefonnummer 143
- Angst- und Panikhilfe Schweiz (aphs)
Die aphs bietet rund um das Thema Angststörungen eine nationale Telefon-Hotline an und vermittelt professionelle Hilfe.
Die Hotline kann über folgende Kanäle erreicht werden:- per Telefon: 0848 801 109 (max. CHF 0.08/Min. ab Festnetz, Mobiltarife gemäß Anbieter)
- per E-Mail: hotline@aphs.ch
Südtirol
- Die Grüne Nummer (Caritas)
www.caritas.bz.it (www.caritas.bz.it/de/dienste/dienste/informationen-telefonseelsorge/10-416.html) anonyme, kostenlose Beratung zu jeder Tages- und Nachtzeit unter der Telefonnummer 840 000 481 - Telefono amico Telefonnummer 0471 288328
- Young and direct (Jugendtelefon) Telefonnummer 0471 970950
Hinterlasse einen Kommentar