Das Phänomen der Trennung
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Trennungen sind Wunden in der Seele. Sie tun weh, sie berauben uns einer Vertrautheit und Verbundenheit zu einem anderen Menschen. Trennungen sind für alle Beteiligten ein Einschnitt in das gewohnte Leben. In diesem Beitrag arbeite ich verschiedene Aspekte des Phänomens Trennung heraus. So schmerzhaft Trennungen auch sind, sie gehören zu unserem Leben. Es ist eine Errungenschaft demokratischer Kultur, dass wir uns trennen dürfen, wenn wir merken, dass uns eine Beziehung nicht guttut.
Trennungen sind universelle menschliche Erfahrungen
Wenn wir über Trennungen sprechen, stellen wir uns in der Regel unvermeidlich eine klassische Trennung zwischen Partner:innen in einer romantischen Beziehung vor. Die Wahrheit ist aber, dass Trennungen eine universelle menschliche Erfahrung sind, die weit über den romantischen Bereich hinausgeht. Sie können auf vielfältige Weise passieren, von der Verabschiedung eines geliebten verstorbenen Menschen bis zur Auflösung einer langjährigen Freundschaft. Alle diese Situationen beinhalten Verlust. Einen Verlust, den wir bedauern und betrauern.
Wir sind evolutionär darauf ausgelegt, Beziehungen zu bilden und aufrechtzuerhalten. Wenn diese Beziehungen auf irgendeine Weise aufgelöst werden, führt dies zur Aktivierung eines Symphonieorchesters schmerzhafter Gefühle. In der westlichen Gesellschaft, die in vielen Aspekten sehr individualistisch orientiert ist, fallen Trennungen oft schwer. Es fehlt eine kollektive oder gemeinschaftliche Methode der Trauerarbeit. Das wiederum führt nicht selten zu einem Gefühl der Isolation und des „Alleinseins im Schmerz“.
Das Recht auf Trennung
Dass Trennungen in Partnerschaften heute so einfach möglich sind, ist eine der Errungenschaften westlicher Kultur und Demokratie. Dies ist eine Entwicklung, da das Phänomen der Trennung sich im Laufe der Geschichte verändert hat.
Exkurs in die Vergangenheit
In vielen Gesellschaften waren Trennungen, insbesondere Scheidungen, früher streng geregelt und sozial stigmatisiert und in weiten Teilen von der katholischen Kirche verboten. Das ist auf den Philippinen heute immer noch so. Erst 1794 wurde das konfessionell begründete Scheidungsrecht, welches nur Menschen evangelischen Glaubens die Scheidung ermöglichte, vom staatlichen Scheidungsrecht abgelöst. Heute werden sie zunehmend als persönliches Recht des Individuums betrachtet und sind so in vielen europäischen Ländern, gesellschaftlich anerkannt.
Geschlechterperspektive in Bezug auf Trennung
Und was die Geschlechterperspektive betrifft, zeigen Forschungen, dass Männer und Frauen anders mit Trennungserfahrungen umgehen, obwohl es hier natürlich immer individuelle Unterschiede gibt. Frauen tendieren oft dazu, ihre Emotionalität auszudrücken und Unterstützung zu suchen, während Männer eher dazu neigen, ihre Gefühle zu unterdrücken und abzulenken.
Das Phänomen der Trennung – Schmerz und Chance in einem
Eine „gute“ Trennung scheint paradox zu sein, aber Trennungserfahrungen können durchaus gesundheitsfördernd und bereichernd sein, wenn sie uns helfen, mehr über uns selbst zu lernen, Resilienz zu entwickeln und unsere Prioritäten neu zu bewerten. Voraussetzung hierfür ist oft, sich Unterstützung zu suchen, sowohl im privaten Umfeld als auch durch professionelle Hilfe, und die Trennung und die damit verbundene Trauer als Teil des menschlichen Daseins zu akzeptieren.
Trennungsrituale
Und schließlich, was Trennungsrituale betrifft, sind diese so vielfältig wie die Menschheit selbst. Sie reichen von gemeinsamen Abschiedsfeiern über symbolische Handlungen, wie dem Verbrennen von gemeinsamen Gegenständen, bis hin zu individuellen Ritualen, wie dem Schreiben eines Abschiedsbriefs.
Die Phasen der Trennung
Wenn du getrennt wurdest, erlebst du einen Trennungsschock (Phase 1) und kannst nicht glauben, dass die Trennung passiert ist (Phase 2). Du bist entschlossen, um diese Beziehung zu kämpfen (Phase 3) und du erlebst Zorn und Wut (Phase 4).
Doch auch wenn du dich getrennt hast, braucht es eine Zeit, in der du die Trennung verarbeitest. Dabei ist es egal, was die Gründe dafür waren – vielleicht hast du dich neu verliebt, vielleicht hast du dich nicht gesehen gefühlt, warst unglücklich oder die alte Beziehung war gewalttätig und wenig liebevoll.
Fazit
Um es zusammenzufassen: Trennungen sind ein integraler Bestandteil unseres Lebens. Sie sind schmerzlich, lehrreich und beweisen gleichzeitig unsere unglaubliche menschliche Fähigkeit zur Anpassung und Veränderung. Sie erinnern uns daran, dass das Leben dynamisch ist und nichts für immer Bestand hat, auch wenn uns das manchmal hart erscheint.
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