Die heilende Kraft des Trostes

Trost. Was für ein Wort. Vergangene Woche las ich im Monatsrückblick von Nicole Borho, Trostspenderin und über die Trostkissen, die sie herstellt. Ich las ihren Beitrag und spürte auf der Haut die sinnliche Bedeutung, die Trost auch in meinem Leben hat. So entstand die Idee, einen Artikel über Trost zu schreiben.

Es gibt so viele Situationen im Leben, in denen wir Trost bedürfen. Als Kind, wenn wir hinfielen und uns verletzten, wenn wir traurig waren, dann gab es bestenfalls Menschen um uns herum, die uns trösteten. Oder es war unser Lieblingskuscheltier, dem wir uns anvertrauten und dessen Geruch und Anschmiegsamkeit bot uns Trost.

Auch als Erwachsene erleben wir unvermeidlich schwierige Situationen, wie Verlust, Ablehnung, Enttäuschung, Trennung, die uns emotional belasten. In diesen Situationen ist Trost etwas sehr Wohltuendes, wenn wir uns darauf einlassen können.

Was ist Trost und wann brauchen wir ihn?

Im DWDS steht unter Bedeutung von Trost: „etw., das im Leid aufrichtet, das Leid vermindert, erleichtert“. Das heißt, Trost ist eine emotionale Reaktion, die uns hilft, uns sicher zu fühlen und uns in Zeiten von Stress, Angst, Traurigkeit oder Trauma zu erholen. Trost ist etwas, was sich auf der sinnlichen Ebene abspielt, weil die zu tröstende Person in ihren Emotionen verhaftet ist. Solange wir hochgradig erregt sind oder vor Erregung wie eingefroren, sind wir kognitiv eingeschränkt, weil unser System auf überleben ausgerichtet ist. Deshalb sind Worte eine Form des Trostes, die wenig Wirkung zeigt. Werden die Worte zum Beispiel in eine Umarmung eingebunden, dann ist der Trost sinnlich wahrnehmbar. (Aber nicht vergessen: vorher fragen, ob eine Berührung / Umarmung erwünscht ist!)

Wir brauchen Trost, wenn wir uns verletzt, enttäuscht, traurig oder niedergeschlagen fühlen. Trost gibt uns das Gefühl, dass wir nicht allein sind und unsere Gefühle anerkannt und respektiert werden.

Wo und wie lernen wir Trost?

Trost lernen wir meist schon in einer sehr frühen Lebensphase – in der Kindheit. Das ist auch der Grund, warum wir Trost häufig nur mit Kindern verbinden. Wir lernen Trost durch die Interaktion mit unseren Eltern oder Betreuer:innen, wenn sie uns in Momenten des Schmerzes oder der Traurigkeit trösten. Diese frühen Erfahrungen prägen unsere späteren Erwartungen und Fähigkeiten im Umgang mit Trost.

Unterschiedliche Quellen des Trostes

Es gibt einen signifikanten Unterschied zwischen dem Trost, den wir von anderen erhalten, und dem, den wir uns selbst geben können.

Trost von anderen

Wenn wir Trost von anderen Menschen erhalten, erleben wir eine Form der emotionalen Unterstützung und Fürsorge. Es ist ein Austausch, der uns zeigt, dass wir nicht isoliert in unserem Schmerz sind. Es gibt die tröstenden Worte, die wir mitunter gar nicht hören können, weil der Schmerz noch zu frisch ist. Dafür gibt die oft wirkungsvolleren tröstenden Handlungen: z.B. eine Berührung oder Umarmung kann Trost spenden oder auch die Suppe, die eine Freundin vorbeibringt, wenn ich krank bin.

Trost von mir selbst

Sich selbst Trost zu spenden, hingegen, heißt, Selbstfürsorge und Selbstmitgefühl zu entwickeln. Es heißt, die eigenen Gefühle anzuerkennen und sich selbst gegenüber freundlich und nachsichtig zu sein. Der Impuls, diese Emotionen, die uns so sehr belasten, weg haben zu wollen, gehört zu diesen Gefühlen dazu. Im Erwachsenenalter neigen wir dazu, den Schmerz oder die Trauer einfach wegzuschieben, zu ignorieren. Statt sie zuzulassen und ihnen Raum zu geben, anzuerkennen, dass eine Situation traurig oder schmerzhaft ist, treiben wir uns an. Schlimmstenfalls hassen wir uns dafür, dass wir diese Gefühle haben. Das macht uns dann dauerhaft hart oder wehleidig.

Uns in diesen Situationen selbst zu trösten, hilft dabei, die Situation durchzustehen, den Schmerz und die Trauer auszuhalten. Denn Emotionen, die da sind und die wir anerkennen, indem sie für den Moment da sein dürfen, verlieren an Macht und an Kraft, lösen sich auf, auch wenn dies, je nach Situation mehr oder weniger Zeit benötigt.

Wie trösten wir andere und uns selbst?

Andere Menschen zu trösten, beginnt mit einfühlsamem Zuhören. Wir müssen ihre Gefühle würdigen und ihnen recht geben in ihrem Schmerz, statt ihn wegzureden oder zu bagatellisieren. Damit unterstützen wir den Prozess der Annahme der Emotion. Ein Mensch, der Trost benötigt, steckt so tief in seinen Gefühlen, dass wir ihn mit klugen Worten, Situationsanalysen ohnehin nicht erreichen. Wenn uns keine tröstenden Worte einfallen, so ist das überhaupt nicht schlimm. Eine Umarmung, ein warmer Tee, ein Strauß Blumen, der Duft vom Lieblingsessen können ihre Wirkung viel besser entfalten, als Worte, die in der emotionalen Erregung vielleicht gar nicht gehört werden.

Uns selbst zu trösten kann erfordern, uns Zeit für uns selbst zu nehmen, freundlich mit uns selbst umzugehen und uns Dinge zu tun, die uns Freude bereiten.

5 Tipps, wie du dich selbst trösten kannst

  1. Selbstbeelterung: Geh mit dir so um, wie du es dir von liebenden Eltern wünschen würdest. Umarme dich, koch dir einen Kakao, leg dir eine Wärmflasche auf den Bauch, gönn dir etwas, was du liebst und was dir guttut.
  2. Achtsamkeitsübungen: Versuche dich auf den aktuellen Moment zu konzentrieren und die negativen Gefühle zu akzeptieren und im Moment als zu dir gehörend anzunehmen. Achte für 2-5 Minuten auf deinen Atem – mehrmals am Tag.
  3. Körperliche Aktivität: Bewegung, insbesondere im Freien, kann dazu beitragen, Stress abzubauen und deine Stimmung zu verbessern.
  4. Kreative Aktivitäten: Malen, schreiben, basteln oder musizieren kann dabei helfen, deine Gefühle auszudrücken. Außerdem sind all diese Aktivitäten mit den Sinnen wahrnehmbar und wirken, wenn sie für dich positiv besetzt sind, beruhigend auf dein Nervensystem.
  5. Positives Selbstgespräch: Erinnere dich an etwas, was schön war, an Momente, in denen du glücklich warst. Sag dir positive Dinge wie z.B. „ich bin wertvoll, auch wenn ich traurig bin“. Sobald du in dir eine Stimme hörst, die nicht so freundlich ist, sag einfach „Stopp! Wir zwei reden später!“

Fazit

Dieser Beitrag entstand im Rahmen der Blogdekade der The Content Society Blogdekade Das heißt, 10 Blogartikel an 10 Tagen. Das überfordert mich, das schaffe ich nicht und das macht mich traurig. Zum Trost für mich entstand dieser Beitrag über das Thema Trost. Ich hoffe, er ist für dich nützlich in Momenten, in denen du Trost dringend benötigst.

Wenn dir der Artikel gefallen hat, lass mich das gern in den Kommentaren wissen.

In Verbundenheit

5 Kommentare

  1. Sylvia Tornau 29. August 2023 um 06:35 Uhr

    dann schaue ich mal, ob das so funktioniert

  2. Sylvia Tornau 7. August 2023 um 18:44 Uhr

    Liebe Andrea, wie sehr mich das freut, dass Du meine Worte gerade gut brauchen konntest. Und ja, ich bin dankbar für die Inspiration, die ich durch Judiths Blogosphäre erhalte. Das macht irgendwie viel Freude, auch wenn ich es nicht schaffe, alle Artikel zu lesen, aber so ist es ja auch nicht gedacht. Jede fühlt sich von etwas anderem angesprochen und so können wir uns gegenseitig unterstützen. Liebe Grüße Sylvia

  3. Sylvia Tornau 7. August 2023 um 18:41 Uhr

    Liebe Marianne, das freut mich so, so sehr, dass Du Dich allein durch das Lesen getröstet fühlst. Das macht Mut, diesen Weg weiterzugehen. Liebe Grüße Sylvia

  4. Andrea Beerbaum 6. August 2023 um 19:00 Uhr

    Liebe Sylvia,

    was für ein wundervoller Artikel. Und allein der Auftakt mit deinem absolut Lebensfreude austrahlenden Bild!

    Trost kann ich gerade auch sehr gut gebrauchen und deine geschriebenen Worte haben so gut getan.

    Chapeau, dass du offen teilst, dass dich die 10/10 Blogartikel überfordern und zu Recht sei stolz auf die, die du geschrieben hast und noch schreibt in den kommenden Tagen!!!

    Danke für diesen Beitrag und dass du dich hast von dazu Trostkissen inspirieren lassen.

    Liebe Grüße

    Andrea

  5. Marianne 6. August 2023 um 16:35 Uhr

    Liebe Sylvia
    Deine Seite ist sehr ansprechend. Das Wetter ist hier heute grauenhaft, meine Kinder alle im Urlaub, ich ganz müde und irgendwie drückte gerade alles aufs Gemüt. Bis ich über deinen Artikel gestolpert bin. DANKE. Mich hast du gerade super getröstet und ich fühle mich gleich besser. So liebevolle Worte des Trostes und MItgefühl für sich selbst, ja das konnte ich gerade gut brauchen. Und übrigens 5 Artikel, sind 5 Artikel entsprungen aus deiner Kreativität, das ist doch toll! Liebe Grüße Marianne

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Hallo, ich bin Sylvia

systemische Therapeutin, Trauma-Coach und Bloggerin. Seit über 20 Jahren arbeite ich mit Paaren, Familien und Einzelpersonen daran, negative Kindheitsprägungen und frühe Traumata zu lösen und ein Leben voller Selbstvertrauen, innerem Frieden und emotionaler Stabilität zu führen.
Für ein erfülltes Leben in Verbundenheit.

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