Eine Frage zu erlebtem Alltagsrassismus

Letztens ist mir etwas passiert, was ich dem Thema Alltagsrassismus zuordne. Für die, die mit dem Begriff nichts anfangen können, hier eine kurze Erklärung.

Alltagsrassismus – Was ist das?

Alltagsrassismus bezeichnet eine Form des Rassismus, die im täglichen Leben auftreten kann, oft in subtiler, manchmal kaum wahrnehmbarer Weise. Er umfasst diskriminierende Handlungen, Äußerungen oder Einstellungen, die auf der Grundlage von Rasse, Hautfarbe, Herkunft oder ethnischen Merkmalen einer Person erfolgen. Alltagsrassismus kann in verschiedenen Kontexten vorkommen, wie am Arbeitsplatz, in der Schule, beim Einkaufen, in den Medien oder im öffentlichen Raum.

Einige Beispiele für Alltagsrassismus sind:

  • Stereotypisierungen oder Vorurteile, die in alltäglichen Konversationen zum Ausdruck kommen.
  • Diskriminierende Kommentare oder Witze über bestimmte ethnische Gruppen.
  • Mikroaggressionen, also kleine, oft unbeabsichtigte diskriminierende Handlungen oder Bemerkungen.
  • Ausgrenzung oder Benachteiligung in Bildung, Arbeitsmarkt und anderen gesellschaftlichen Bereichen aufgrund der ethnischen Zugehörigkeit.
  • Rassistische Profilierung – Menschen werden aufgrund ihrer Hautfarbe oder ethnischen Zugehörigkeit anders behandelt, z.B. durch verstärkte
  • Überwachung in Geschäften oder von der Polizei.

Alltagsrassismus wirkt sich negativ auf die Betroffenen aus, indem er Stress, ein geringeres Selbstwertgefühl, Angst und andere psychische Probleme verursachen kann. Zudem trägt er zur Aufrechterhaltung struktureller Ungleichheiten und zur Verfestigung von Machtverhältnissen bei. Der Kampf gegen Alltagsrassismus erfordert ein Bewusstsein für diese subtilen Formen der Diskriminierung und ein aktives Eintreten gegen rassistische Einstellungen und Verhaltensweisen im Alltag.

Meine Beobachtung

… zu folgendem Vorfall würde mich interessieren, wie Ihr reagieren würdet:

Stell Dir vor, Du stehst in einer langen Reihe Wartender neben anderen langen Reihen Wartender im Jobcenter. Du bist gleich dran und beobachtest, wie am Schalter nebenan ein Mann, der offensichtlich kaum deutsch spricht, verzweifelt versucht, sich der Schalterdame verständlich zu machen. Du hörst, wie er sie bittet langsam zu sprechen. Die Frau reagiert sehr ungehalten und blafft den Mann in gelangweilten Ton an „Deutsch“ bitte. Er nimmt mehrere Anläufe und versucht es dann noch einmal auf Englisch. Die Frau beachtet die Papiere nicht, die er ihr entgegenhält, sondern wiederholt mehrfach, inzwischen offensichtlich genervt „Deutsch“…

2 Kommentare

  1. Ariane 11. Mai 2016 um 01:19 Uhr

    Mein erster, von Missbilligung,Entrüstung und Entsetzen geleitete Impuls beim Lesen deiner Schilderung ist, die Dame zu fragen wo ihr denn eigentlich gerade der Schuh drückt. Kann sie kein Englich und ist zu fein es einzugestehen, ist sie allgemein überfordert und steht unter Stress, welcher sich, von seiner Ethnizität unabhängig, gerade am Kunden entläd oder ist es doch eben jene, welche ihr feindselig anmutendes, inakzeptables Verhalten begünstigt. Der zweite, weniger impulsive, diplomatischere und wahscheinlich hilfreichere Impuls wäre, statt konfrontativ, helfend einzuschreiten und mich als Vermittler anzubieten. Fraglich bleibt jedoch, ob ich in der konkreten Situation zu eben jenem Handeln fähig wäre oder mich doch der Konformität und Dynamik der Schlange beugen, die eigene Zuständigkeit, unter Betrachtung der vielen anderen potentielen Helfer verneinen oder mir die nötige Kompetenz absprechen würde und damit stiller Beobachter bliebe. Als für mich wünschenswert und sinnvolle Reaktion erachte ich zweitere Handlungsvariante, welche ich, jetzt und hier, im Schonbereich, fernab eines solchen Ereignisses, ganz sicher anwenden würde.

  2. Kießling 29. April 2016 um 15:17 Uhr

    … ich würde dem Menschen helfen und der Dame am Schalter mitteilen, dass es notwendig ist in ihrem Job, Geduld und Verständnis aufzubringen.

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systemische Therapeutin, Trauma-Coach und Bloggerin. Seit über 20 Jahren arbeite ich mit Paaren, Familien und Einzelpersonen daran, negative Kindheitsprägungen und frühe Traumata zu lösen und ein Leben voller Selbstvertrauen, innerem Frieden und emotionaler Stabilität zu führen.
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