Was ist der Unterschied zwischen Flashback und Trigger?

Traumatische Ereignisse hinterlassen oft tiefe Spuren. Sie beeinflussen das Leben mitunter viele Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte. Sie prägen unsere Gedanken, Emotionen, körperliche Reaktionen und Handlungen. Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass Traumata sich nicht nur auf die Psyche und den Körper auswirken können, sondern auch die Gehirnstruktur verändern können. Diese Spuren zeigen sich auf verschiedene Art und Weise, u. a. durch Flashbacks und Trigger.
Traumasensibles Entlastung-Coaching bietet eine Möglichkeit, diese Spuren zu erkennen und zu verarbeiten, damit Betroffene (wieder) ein selbstbestimmtes und ausgeglichenes Leben führen können. In diesem Beitrag erkläre ich, was die Begriffe Flashback und Trigger bedeuten, wie sie zusammenhängen und welche Wege es gibt, mit ihnen umzugehen.

Was ist ein Flashback?

Flashbacks sind ungewollte, intensive Erinnerungen an traumatische Ereignisse. In einem Moment ist alles gut und im nächsten tritt die Erinnerung plötzlich und unvorhersehbar in das Bewusstsein einer Person ein. Flashbacks können sich in verschiedenen Formen manifestieren, wie z. B. in lebendigen Bildern, Geräuschen, Gerüchen, Gefühlen oder körperlichen Empfindungen, die mit dem ursprünglichen Trauma verbunden sind. Mitunter kann die betroffene Person das traumatische Ereignis (Früher) von der aktuellen Situation (Jetzt) nicht mehr unterscheiden.

Eine Klientin beschrieb das so: „Ich werde durch Geräusche in die Situation zurückversetzt, verspüre dann starke Angst und Anspannung, kann mich nicht bewegen kann und der Kopf ist wie leer, ich kann keine Gedanken fassen.“ Für eine andere Klientin fühlte es sich so an: „Um mich herum ist alles wie in Watte, ich höre dann nichts mehr, nehme nur noch diesen inneren Film wahr.“
Für mich selbst war es eher wie eine Art Sekundenschlaf, aus dem ich dann plötzlich wieder erwache. 

Was aktuell im Außen gerade stattfindet, wird überlagert von dem, was in der traumatischen Situation stattgefunden hat. Diese Erinnerungen werden häufig als sehr intensiv, belastend und oft beängstigend wahrgenommen, da sie das Gefühl erzeugen, das traumatische Ereignis erneut zu erleben. Dies kann zu Schwierigkeiten führen, sich von diesen Erinnerungen zu lösen oder sie zu kontrollieren.

Was ist ein Trigger?

Ein Trigger ist ein Ereignis, eine Situation oder ein Sinneseindruck. Es sind äußere oder innere Reize, die einen Flashback auslösen können. Trigger können verschiedene Dinge sein, z. B. Gerüche, Geräusche oder Gedanken, aber auch das Wetter, das Verhalten anderer Menschen oder eine bestimmte Umgebung. Sie sind oft verbunden mit einer gewissen Ähnlichkeit oder Assoziation mit dem ursprünglichen Trauma und können in scheinbar harmlosen Situationen auftreten. Ein bestimmtes Lied, das während des traumatischen Ereignisses lief, oder der Duft nach einem bestimmten Aftershave, einem Parfüm, von dem der Raum erfüllt war, an dem das Ereignis stattfand. Trigger können aber auch unspezifisch sein, weil sie scheinbar in keiner direkten Verbindung zum Trauma stehen, etwa das Geräusch einer Autotür, die zufällig zufällt, das Knacken eines Stuhls, der Knall, mit dem das Fenster vom Wind zugeschlagen wird.

Wie hängen Flashback und Trigger zusammen?

Flashbacks und Trigger sind wie die zwei Seiten einer Medaille: Während ein Flashback die intensive Erinnerung an das traumatische Ereignis darstellt, ist der Trigger der Reiz, der diese Erinnerung auslöst. Diese beiden Phänomene treten häufig gemeinsam auf und wirken wechselseitig aufeinander ein. Eine traumatische Erfahrung kann somit von einem bestimmten Trigger ausgelöst werden, der wiederum einen Flashback nach sich zieht. Wichtig zu wissen: nicht jeder Trigger zieht einen Flashback nach sich, manchmal ist es auch nur eine Millisekunde, in der uns ein heftiger (der Situation nicht angemessener) Schreck durchfährt.

Wie erkennt man Flashbacks und Trigger?

Es ist wichtig, sich der eigenen Gedanken, Gefühle und Körperwahrnehmungen bewusst zu sein. Bei der Identifizierung von Triggern und Flashbacks ist es hilfreich, bei sich selbst aufmerksam auf innere und äußere Reaktionen zu achten oder auch nahestehende Menschen zu bitten, ihre Beobachtungen (wertfrei) mitzuteilen. Einige Anzeichen, die darauf hindeuten können, dass man einen Flashback oder einen Trigger erlebt:

  • Überwältigende, intensive emotionale Reaktionen ohne ersichtlichen Grund.
  • Das Gefühl, dass die traumatische Erfahrung gerade passiert oder soeben passiert ist.
  • Schwierigkeiten, sich auf die Gegenwart oder auf das, was um einen herum passiert, zu konzentrieren.
  • Plötzliche körperliche Symptome wie Herzrasen, Schwitzen oder Zittern.
  • Eine erhöhte Wachsamkeit oder Anspannung, besonders in Situationen, die Ähnlichkeiten mit dem Trauma aufweisen.

Bei der selbst beobachtenden Reflexion können auch folgende Fragen helfen:

  • Welche Situationen, Personen oder Reize lösen bei mir starke negative Emotionen oder körperliche Reaktionen aus?
  • Erlebe ich immer wieder Momente, in denen ich das Gefühl habe, das traumatische Ereignis neu zu durchleben?
  • Gibt es bestimmte Muster oder Zusammenhänge, die ich bei diesen Reaktionen erkennen kann?

Was tun, wenn Flashbacks und Trigger häufiger auftreten?

Beobachte dich selbst (wertfrei!): Achte auf deine Gefühle, Gedanken und Körperreaktionen, um eine bessere Vorstellung davon zu bekommen, welche Situationen oder Reize auslösend sein könnten.

  • Schaffe Sicherheit: Stelle sicher, dass du dich in einer sicheren und unterstützenden Umgebung befindest und umgib dich mit Menschen, denen du vertraust und die dir helfen können, mit deinen Emotionen umzugehen.
  • Praktiziere Selbstfürsorge: Sorge dafür, dass deine Grundbedürfnisse erfüllt werden, wie ausreichend Schlaf, ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung.
  • Lerne Atemtechniken: Atme bewusst tief und langsam ein und aus, um deinen Körper und Geist zu beruhigen. Auch Entspannungsübungen oder Achtsamkeitspraktiken können helfen, dich in akuten Situationen zu beruhigen und die Intensität der Flashbacks zu reduzieren.
  • Distanziere dich: Erinnere dich selbst, dass das traumatische Ereignis in der Vergangenheit liegt und du im Hier und Jetzt in Sicherheit bist.
  • Übe Triggermanagement: Du kannst lernen, deine Trigger zu identifizieren und gegebenenfalls zu vermeiden oder dich damit schrittweise zu konfrontieren, um deine Reaktion darauf abzuschwächen. (letzteres am besten in Begleitung)
  • Soziales Netzwerk: Ein offener Austausch mit Freund:innen, Familie oder Selbsthilfegruppen kann helfen, Erfahrungen zu teilen und das Gefühl der Isolation und Hilflosigkeit zu verringern.
  • Suche Unterstützung: Eine fachkundige Begleitung kann helfen, die traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten und Strategien zur Bewältigung der Flashbacks und Trigger zu entwickeln.

Fazit

Der Umgang mit Flashbacks und Triggern ist für viele Menschen eine große Herausforderung. Gleichzeitig bietet der achtsame Umgang mit dir selbst aber auch eine Chance, dein Leben nach traumatischen Ereignissen wieder in den Griff zu bekommen. Indem du dir der eigenen Emotionen, Gedanken und körperlichen Reaktionen bewusst bist und lernst, wie du Selbstfürsorge praktizierst, kannst du individuelle Bewältigungsstrategien entwickeln. Mittels dieser gelingt es dir dann zunehmend, die Kontrolle über die eigenen Gedanken und Emotionen und Körperreaktionen zurückzugewinnen und mit diesen schwierigen Erinnerungen und Reaktionen umzugehen. Es ist wichtig, dir bewusst zu machen, dass Heilung Zeit braucht und Unterstützung von Freund:innen, Familie und Fachleuten helfen kann, diesen Prozess zu erleichtern.

Wenn dieser Artikel für dich hilfreich war und du dir für die Identifizierung von Triggern, das Erlernen von Triggermanagement und für den Umgang mit damit in Zusammenhang stehenden Emotionen, Gedanken und körperlichen Reaktionen Unterstützung wünschst, vereinbare gern einen Termin für ein kostenfreies Kennenlerngespräch mit mir.

In Verbundenheit

2 Kommentare

  1. sylvia 24. Juni 2023 um 13:58 Uhr

    Liebe Edith, herzlichen Dank. Freut mich sehr, wenn der Beitrag hilfreich ist. Und ja, ich finde auch, dass dieses Wort inzwischen sehr achtlos verwendet wird.

  2. Edith 13. Juni 2023 um 08:19 Uhr

    Liebe Sylvia,
    Danke für diesen informativen und wertvollen Artikel.
    Jetzt verstehe ich das viel besser.
    Das Wort Trigger wird ja inzwischen auch oft achtlos verwendet.
    Liebe Grüsse,
    Edith

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Hallo, ich bin Sylvia

systemische Therapeutin, Trauma-Coach und Bloggerin. Seit über 20 Jahren arbeite ich mit Paaren, Familien und Einzelpersonen daran, negative Kindheitsprägungen und frühe Traumata zu lösen und ein Leben voller Selbstvertrauen, innerem Frieden und emotionaler Stabilität zu führen.
Für ein erfülltes Leben in Verbundenheit.

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