Glück gesucht – Lebensglück gefunden
Glück ist ein so großes Wort und Lebensglück ein noch viel Größeres. Das Motto über meinem Blog, und über meinen vergangenen 35 Lebensjahren trägt den Titel „Lebensglück trotz Trauma“. Lange Zeit dachte ich, für so beschädigte Menschen wie mich gibt es kein Glück. Solchen Menschen wie mir steht das Glück nicht zu. Noch früher leugnete ich, dass es so etwas wie Glück überhaupt gibt.
In meiner Jugend hasste ich glückliche Menschen. Für ihr Glück hatte ich nicht einmal ein müdes Lächeln übrig. Ich fand diese verzauberten Gesichter mit ihrem sphärischen Lächeln und der rosigen Haut, bei der aus jeder Pore ein „wie schön“ herauszutropfen schien, einfach albern. Für mich hatten diese Menschen nichts vom Leben begriffen. Ihr Glück schien mir oberflächlich und flüchtig. Sie taten mir leid. Sie hatten das echte Leben bislang nicht kennengelernt. Das Leben, so wie ich es kannte: hart, unberechenbar und lebensfeindlich. Sie waren bisher nicht den Menschen begegnet, wie ich sie kannte: bösartig, brutal, zerstörerisch. In all meinem Elend fühlte ich mich diesen Menschen überlegen, denn ich war schon auf dem Bodensatz des Lebens angekommen, sie würden erst noch dorthin fallen.
Oh, ich ahnungslose, die ich damals glaubte, schon alles vom Leben zu kennen. Nichts kannte ich, als dieses schmutzige, mich beschmutzende kurze Leben. In meiner Arroganz hielt ich die finstere Grotte meiner Kindheit und Jugend für das Leben. Ein Leben, in dem das Glück keinen Platz fand. Wie ich heute weiß, hätte ich die Momente von Glück gar nicht ausgehalten. In ihrer Flüchtigkeit hätten sie den Schmerz in mir, die Einsamkeit und das Gefühl von Verlorenheit in dieser Welt ins Unermessliche gesteigert. Meine Arroganz gegenüber diesen glücklichen Menschen schützte mich vor diesem Schmerz.
Meine erste bewusste Begegnung mit dem Glück
Mein Aufwachmoment in Bezug auf die Fülle des Lebens, war die Geburt meiner Tochter. Auch hier war ich einsam und allein – der Kindesvater hatte es nicht zur Geburt geschafft. Er hatte sich in der Nacht vorher mit seinen Kumpels betrunken. Doch all der Geburtsschmerz und die Einsamkeit verschwanden in dem überwältigenden, vom Hormonrausch ausgelösten Glücksgefühl, dieses winzige, hilflose und pelzige Wesen auf meinem Arm zu halten. In diesem Moment schwor ich ihr und mir: Du wirst ein besseres Leben haben, dafür sorge ich. Instinktiv begriff ich in diesem Moment, dass ich das nur schaffe, wenn ich dafür sorge, dass mein Leben ein besseres wird. Der Beginn meiner Reise zum eigenen Lebensglück.
Was ist der Unterschied zwischen Glück und Lebensglück?
Den Unterschied zwischen Glück und Lebensglück kannte ich damals nicht. Deshalb jagte ich eine Zeit lang dem Glück hinterher. Diese kurzen Momente des Hochgefühls. Diese Art des Glücks bezieht sich auf vorübergehende, momentane Gefühle der Freude, des Vergnügens oder der Zufriedenheit. Es ist eine emotionale Reaktion, die durch äußere Umstände hervorgerufen wird – wie das Treffen einer Freundin, das Erreichen eines Ziels oder das Genießen eines Lieblingsessens. In meinem Fall: ich liebte es, mich zu verlieben. Dabei lernte ich, dass das Glück in diesem Sinne flüchtig ist. Es kam und ging, je nachdem, was im Moment in meinem Leben vor sich ging.
Eine kurze Geschichte des Glücks
In einem malerischen Dorf, eingebettet zwischen Hügeln und Wäldern, lebte einst eine Frau namens Karla. Karla war bekannt dafür, dass sie stets auf der Suche nach Glück war. Sie stellte es sich als eine goldene Feder vor, die vor ihr durch die Luft schwebte. Tag für Tag rannte Karla dieser Feder hinterher, fest davon überzeugt, dass ihr wahres Glück in dem Moment liegen würde, in dem sie die Feder ergreifen könnte. Doch wie schnell Karla auch rannte, wie geschickt sie ihre Route wählte, die Feder schien immer einen Schritt voraus.
Eines Abends setzte sich Karla erschöpft unter einen alten Weidenbaum, wo sie auf eine weise Alte traf. Die Alte, die Karlas Jagd oft beobachtet hatte, teilte eine Geschichte mit ihr:
„Deine Suche nach Glück ähnelt dem Esel, der vergeblich einer Möhre nachläuft, die stets außer Reichweite bleibt. Der Esel erkennt nicht, dass die Freude im Laufen selbst, in der frischen Luft und im weichen Boden unter seinen Füßen liegt.“
Karla blickte auf, ein Funke von Neugier in ihren Augen.
„Statt der Feder hinterherzujagen, Karla“, fuhr die Alte fort, „solltest du innehalten und dich umsehen. Schau, wie reich dein Leben bereits ist – die Freundschaften, die du geschlossen hast, die Schönheit der Natur um dich herum, die kleinen Freuden des Alltags. Dein Glück liegt nicht in der goldenen Feder, die du zu ergreifen suchst, sondern in den Momenten, die du auf deiner Jagd nach ihr erlebst.“
In jener Nacht legte sich Karla unter den Sternenhimmel und dachte über die Worte der Alten nach. Mit der Zeit begann sie, ihre Jagd nach dem Glück weniger als eine verzweifelte Hetzjagd, sondern mehr als eine Reise zu betrachten, die es zu genießen galt. Sie begann, die kleinen Dinge zu schätzen, lachte mehr, verbrachte Zeit mit ihren Lieben und fand Freude in den alltäglichen Momenten.
Glück gesucht, im Burn-out gelandet – die Zutaten fürs Lebensglück gefunden
So wie Karla jagte auch ich etwas hinterher, dass ich nicht zu greifen bekam. Anerkennung im Außen durch gute Leistung im Studium oder im Job – der Glücksmoment verging in der Regel schneller, als ich ihn überhaupt realisierte. So hastete ich von Aufgabe zu Aufgabe, von Beziehung zu Beziehung und blieb am Ende doch nur erschöpft am Wegesrand liegen. In der Therapie meines ersten Burn-out verstand ich, dass, was ich suchte, waren nicht die vorübergehenden Freuden, sondern ein anhaltendes Gefühl der Erfüllung, des Sinns und der Zufriedenheit mit dem Leben als Ganzes. Ich suchte nach dem, was ich heute als Lebensglück bezeichne.
Lebensglück spiegelt wider, wie zufrieden Menschen mit verschiedenen Aspekten ihres Lebens über einen längeren Zeitraum sind, einschließlich ihrer Beziehungen, ihrer Arbeit, ihrer persönlichen Entwicklung und ihrem Sinn für Verbundenheit und Zweck.
Pflichtfach für Menschen mit frühen Traumata: Das Leben neu lernen
Es fühlte sich für mich so an, als müsste ich noch einmal, unfreiwillig – denn ich hatte mir den Teil meines Lebens, der von Gewalt und Missbrauch geprägt war, nicht ausgesucht – die Schulbank drücken. Das Leben noch einmal ganz neu lernen. Das momentane Glück hatte ich schon schätzen gelernt, wusste aber auch, dass es häufig durch externe Ereignisse beeinflusst wird. Die Sache mit dem Lebensglück hingegen ist stärker mit internen Faktoren verknüpft. Dazu gehören die Einstellung einer Person, ihre Werte, ihre Fähigkeit, Herausforderungen zu bewältigen, und ihr allgemeines Gefühl, ein erfülltes Leben zu führen. Über all das wusste ich nicht viel. Also richtete ich den Fokus, sooft es ging, auf mich. Lernte mich neu kennen. So nach und nach bewertete ich mein Leben aus einer breiteren Perspektive.
Ich erlernte die Fähigkeit, Freude in kleinen Dingen zu finden, ein leckeres Essen, Lagerfeuer, Blumen fotografieren. Entwickelte zunehmend Resilienz gegenüber Widrigkeiten, indem ich aufhörte, alles auf mich zu beziehen. Meine Freundschaften wurden mir wichtiger und so wuchs das Gefühl der Zugehörigkeit. Ich erkannte, was mir Freude bereitet und tat mehr davon, darüber konnte ich zunehmend mehr Sinn in meinem Leben erkennen. Früher war ich mir selbst gegenüber achtlos, heute begegne ich mir mit Zuneigung und Selbstachtung.
Glück und Lebensglück sind zwei miteinander verwandte wichtige Aspekte des menschlichen Erlebens, aber sie unterscheiden sich in ihrer Quelle, Dauer und Tiefe. Indem ich diesem Pfad folgte, holte ich mich aus der Endlosschleife zwischen Hyperarousal und Hypoarousal heraus. Das machte mein Leben langweiliger, aber um ein Vielfaches schöner.
Der folgende Lehrplan half mir bei meiner Suche nach dem Lebensglück fündig zu werden.
Aufstehen und in Würde strahlen!
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Die ultimative, unfehlbare, absolut garantierte (na ja, fast) Anleitung zum täglichen Glücklichsein
Schritt 1: Der Dankbarkeits-Twist
Jeden Morgen, bevor du den Kampf mit deinem Wecker endgültig verlierst, nimm dir einen Moment, um drei Dinge aufzuzählen, für die du dankbar bist. Das kann alles sein – von der Existenz von Kaffee bis hin zur Tatsache, dass gestern kein Meteorit dein Haus getroffen hat. Niedrige Standards sind der Schlüssel zum Erfolg.
Schritt 2: Bewegung (oder so etwas Ähnliches)
Versuche, dich täglich zu bewegen. Ein Spaziergang zur Küche zählt auch, besonders wenn du dabei geschickt dem Bodenbelag ausweichst, den deine Haustiere/Partner/Kinder und du selbst liebevoll mit allem möglichen dekoriert haben. Ziel ist es, den Puls zumindest einmal am Tag höher als die Anzahl deiner Kaffeebecher schlagen zu lassen.
Schritt 3: Die Kunst des positiven Denkens
Jedes Mal, wenn du dich dabei erwischst, wie du denkst, dass alles den Bach runtergeht, erinnere dich an deine Fähigkeit, in jeder noch so schlechten Situation einen Silberstreifen zu finden. Zum Beispiel: „Ja, ich habe meinen Bus verpasst, aber jetzt habe ich eine perfekte Ausrede, um nicht zu diesem Treffen zu erscheinen, das ich ohnehin vermeiden wollte.“
Schritt 4: Iss etwas Grünes
Versuche, etwas Grünes zu essen – und nein, grün gefärbte Schokolade zählt nicht. Die Idee ist, deinem Körper zumindest die Illusion zu geben, du würdest auf ihn achten. Er könnte dir irgendwann glauben.
Schritt 5: Die soziale Stunde
Nimm dir Zeit, um mit jemandem zu sprechen, der dir wichtig ist, und zwar mit der alten, bewährten Methode: per Sprachnachricht. In einer Zeit, in der Textnachrichten König sind, wird eine Stimme am anderen Ende der Leitung wahrscheinlich Schockwellen auslösen – oder mindestens für Verwirrung sorgen.
Schritt 6: Das Lach-Yoga
Finde jeden Tag einen Grund zu lachen – sei es über einen schlechten Witz, ein lustiges Video oder einfach nur über dich selbst. Lachen ist wie inneres Joggen, nur ohne Schwitzen und mit mehr Spaß.
Schritt 7: Die gute Tat
Tu jeden Tag etwas Nettes für jemand anderen, ohne dabei erwischt zu werden. Das kann von heimlichem Geschirrspülen bis zum Hinterlassen mysteriöser Komplimente auf Post-its reichen. Die Verwirrung und Freude, die du stiftest, wird dein Herz erwärmen.
Schritt 8: Das Abendritual der Absurditäten
Bevor du zu Bett gehst, schreibe die seltsamste oder lustigste Sache auf, die dir an diesem Tag passiert ist. Mit der Zeit wird dies dein persönliches Buch der Absurditäten, ein Beweis, dass das Leben zwar manchmal verrückt ist, aber nie langweilig.
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