Monatsrückblick April 2024 – Mogelpackung und Blütenzauber
Meinen April 2024 habe ich in einem Sonett zusammengefasst, angeregt dazu wurde ich von Gabi Kremeskoetter und ihrer Anleitung: Wie schreibe ich ein Sonett. Ich habe auf jeden Fall mit viel Freude geschrieben, Hauptsache es reimt sich nach Schema. Dafür habe ich sogar die Reimemaschine genutzt. Auf meine alten Tage lerne ich dann doch noch das Spielen. Wunderbar. Ich hoffe, die Freude, die mir das Schreiben bereitete, kommt bei dir an.
nasskalt der Regen fällt auf mich herab
in Nebelschleiern, der April hüllt sich ein
ich warte sehnsuchtsvoll auf Sonnenschein
den funkelnden Schimmer der Hoffnung in des Winters Grab
wie die Natur, so macht ich mich bereit, hab
einen Zeh im Licht, den anderen im Schnee, der Mut noch klein
vorbei das Warten, vor- und seitwärts dreh’ die Füße ich ein
zum Tanz mit der irrlichternden Zeit, der mir neue Hoffnung gab
wo eine Knospe erfriert in der Kälte
entfaltet eine andere ihr Blütenkleid
egal, wie das Wetter springt, wohin der Wind sich dreht
Die Sonne in mir tragend, laufe ich in Eiseskälte
Singe der Kargheit des Winters ein letztes Geleit
Leichtfüßig tanzend, im Wind die Müdigkeit von mir weht.
© Sylvia Tornau
Hach, der April. Dieser April 2024 war wieder einmal einer, der nicht wusste, was er will. Von Blütenpracht und sommerlichen Temperaturen über Schnee und Eiseskälte präsentierte er uns die ganze Bandbreite, die er zu bieten hat. Als wetterfühliges Wesen reagierte ich mich mit Kopfschmerzen, Müdigkeit und voller Aktivierung der Hoffnung auf Wärme. Der Frühling kann nicht aufgehalten werden von so einem wildgewordenen April. Dieser Gedanke ließ mich den Widrigkeiten im Außen trotzen und ich machte es mir in mir gemütlich. Fotografierte die Farbenpracht, sooft sie mir begegnete und wärmte mich und andere mit einem Strahlen der Freude, die zu finden, mir in diesem Monat sehr leicht fiel.
Wenn Prozesse enden
Im April beendeten Daniel und ich zwei Familientherapien. Nach so einer intensiven Arbeit ist es wichtig, die Prozesse in einem Ritual zu beenden. Dieses Ritual im Rahmen der Jugendhilfe besteht darin, dass wir einen Bericht schreiben und es ein Abschlussgespräch im Jugendamt gibt. In dem Bericht beschreiben wir den Prozess und die Ergebnisse und geben eine Empfehlung. An sich ein formaler Akt, doch mir ist es wichtig, am Ende eines solchen Berichtes immer ein paar persönliche Worte für die Familien zu hinterlassen und mich für die Zusammenarbeit zu bedanken. Denn über eines bin ich mir sehr bewusst, wenn der Prozess auch für mich anstrengend ist, für die Familienmitglieder ist es noch viel anstrengender. Die Arbeit geht in die Tiefe und das ist für viele das erste Mal, dass sie sich so mit sich selbst auseinandersetzen.
Das Abschlussgespräch im Jugendamt ist oft sehr bewegend, weil die Familie noch einmal Revue passieren lässt, wie sie die Therapie erlebt hat, was für sie in dem Prozess wichtig und wegweisend war. Manchmal deckt sich die Einschätzung der Familie mit unserer Einschätzung, aber manchmal erfahren wir etwas, was uns gar nicht aufgefallen ist. Das kann ein Nebensatz von uns gewesen sein, der eine Initialzündung auslöste oder eine stille Veränderung vollzog sich, die nicht sofort sichtbar war. Für die Familien ist dieses Abschlussgespräch hilfreich, weil sie sich das Erreichte noch einmal bewusst macht. Für mich sind diese Gespräche wichtig, weil der Prozess dadurch rund wird und ich meistens mit einem guten Gefühl gehen kann. Voller Vertrauen in die Selbstheilungskräfte der Familien. Sie brauchen uns nicht mehr und so können wir uns neuen Familien zuwenden.
The Conten Society – Live-Treffen in Stuttgart
Es war eine unglaubliche Erfahrung, all die Frauen, der Blogartikel ich schon kannte und häufig auch kommentiert habe, einmal persönlich zu treffen. Womit ich definitiv nicht gerechnet hatte, wie vertraut wir miteinander waren, obwohl die meisten von uns sich bislang nicht einmal online über Zoom getroffen hatten. Ich verstand noch einmal auf einer ganz anderen Ebene, was eine Klientin mal zu mir gesagt hatte: „Ich habe mich auf deinem Blog gleich wohl- und willkommen gefühlt.“ Es war ein intensives, fröhliches Wochenende, mit so viel geballter weiblicher Energie im Raum: meint Offenheit, Zugewandtheit, ehrliches Interesse, Lebensfreude und der Wille mittels bloggen etwas in der Welt zu verändern. In kleinen und großen Schritten. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten und natürlich an Judith, die Frontfrau und Motivatorin dieser Blogger:innen-Community.
Vernetzung
Obwohl wir beide aus Leipzig kommen, haben wir es bisher nicht geschafft, uns in Leipzig zu treffen. Dafür mussten wir erst nach Stuttgart fahren, um uns zu persönlich zu begegnen. Es war nicht geplant, eigentlich wollte ich noch eine Nacht länger in Stuttgart bleiben, doch ich entschied mich, die Rückfahrt am Samstag gemeinsam mit Karina Röpcke anzutreten. Ihren Blog finde ich außergewöhnlich schön, weil sie regelmäßig Zeichnungen in ihre Beiträge einfügt und mich auch die Farben sehr ansprechen. Auch wir hatten sofort ein Gefühl von Vertrautheit, einfach durch die Texte, die wir voneinander kannten.
Obwohl wir beide in ähnlichen Bereichen unterwegs sind – zumindest, was die Überschriften mentale Gesundheit und Persönlichkeitsentwicklung betrifft – machte sich keine Spur von Konkurrenz zwischen uns breit. Ein angenehmer Nebeneffekt, der TCS. Judith „predigt“ es regelmäßig: „Auch wenn ihr über dasselbe schreibt, es wird ein anderer Text, weil ihr verschiedene Persönlichkeiten seid“. Der Plan uns jetzt öfter zu begegnen steht und ich freue mich darauf.
Urlaub auf Mallorca
Einmal im Jahr eine Reise miteinander zu machen, das ist der Plan von Gesa und mir. In diesem Jahr ging es nach Mallorca. Beide waren wir erholungsbedürftig, freuten uns auf die Auszeit mit Sonne und Meer. Sonne gab es nicht so viel und wenn, war sie kaum zu genießen, der Nordwind trieb uns mit seiner Kälte ins Haus. Nach dem Upgrade des Hotelzimmers in ein kleines Appartement störte uns das nicht. Vom Bett aus hatten wir einen grandiosen Blick auf Palmen und Meer. Spaziergänge, Schlafen, Lesen, ein paar Spiele und lecker Essen, tiefe Gespräche und schweigende Vertrautheit – der Urlaub war perfekt zum Erholen. Weil Bilder die gute Stimmung transportieren, stelle ich hier noch ein paar ein:
Was ich im April 2024 gelernt habe
- Die Traumafolgen, unsere Überlebensmuster, verringern die Schwingungsfähigkeit unseres Nervensystems und damit verkleinert sich das Toleranzfenster unseres Nervensystems. Die gute Nachricht: durch die Integration und Selbstregulation können wir dieses zumindest wieder auf seine ursprüngliche Größe bringen.
- Die Gene spielen bei der Anfälligkeit von Süchten eine weitaus geringere Rolle, als die Reaktionen des Umfeldes auf ein Kind, vor allem in den ersten 3 Lebensjahren.
- Das Gehirnvolumen eines menschlichen Säuglings beträgt nach der Geburt ca. 25 Prozent des Gehirnvolumens eines erwachsenen Menschen. Nach ca. einem Jahr hat es ca. 50 Prozent erreicht. Das Gehirnwachstum verlangsamt sich und ist im Alter von ca. 10 Jahren abgeschlossen.
Das Kind an meiner Seite – Lehrerin Momo
Das Zusammensein mit Momo wird immer spannender. Der eigene Wille ausgeprägter. Momo weiß ziemlich genau, was sie will und was nicht. Immer häufiger finde ich mich neben ihr mit Buntstiften in der Hand über ein Ausmalbuch gebeugt. Wir malen, basteln, spielen Kakerlaki, lassen Flugzeuge fliegen, glotzen Trickfilme und lachen ziemlich viel miteinander. Der Spruch, über den ich in diesem Monat heftig lachen musste, war als Trost gemeint. Ich hatte mir den Zeh gestoßen und das tat sehr weh. Momo kommt zu mir, schlingt ihre Arme um das Bein und sagt:
Meine arme, alte dicke Oma.
Wer lernen will, wie er/sie auf jeden Fall verlernt, der Realität zu entfliehen, das Wundermittel heißt Kindermund.
Was im April 2024 sonst noch so los war
- Dankbar: Von einer ehemaligen Klientin bekam ich zu Ostern eine liebevolle Grußkarte und einen Rossmann-Gutschein. Im Foto oben siehst du, wie ich ihn eingesetzt habe: entspannende und wohlriechende Badezusätze.
- Erfolgreich: Ich habe den ersten Teil der „Online-Basis-Fortbildung SEI® – Frühe Verletzungen und Entwicklungstrauma erkennen und heilen – Beziehung und Sicherheit mit traumatisierten Klienten“ von Dami Charf abgeschlossen und das Zertifikat erhalten.
- Verbunden: Auch wenn es immer wieder Unwägbarkeiten gibt, die in einer Fernbeziehung dazwischen kommen und ein Treffen verhindern, dank Handy und Videotelefonie überbrücken Andreas und ich die Zeit, in der wir uns nicht persönlich begegnen.
- Zufrieden: 25 Sitzungen Familientherapie, 7 Coachings, 1 Mentoring, 2 Teamsupervisionen.
- Kriegerisch: Angriff der islamischen Revolutionsgarde auf Israel mit hunderten Fluggeschossen, die aus dem Iran, Jemen und Libanon abgeschossen wurden. Zahlreiche Staaten beteiligten sich an der Luftverteidigung Israels.
- Hoffnungsvoll: Grimme-Preis und Publikumspreis geht an Luzia Schmid (Buch/Regie) und Yana Höhnerbach (Montage) für ihren Film „Drei Frauen – Ein Krieg“ über die Kriegsreporterinnen Lee Miller, Margret Bourke-White und Martha Gellhorn. Begründung der Jury: „Helden sucht man hier vergebens. Vor dem Hintergrund der Kriege unserer Tage ist „Drei Frauen – Ein Krieg“ so auch ein aktueller Kommentar und ein Plädoyer für den Frieden“.
Was steht an im Mai
Darüber habe ich im April 2024 gebloggt
Aufstehen und in Würde strahlen!
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Ich danke dir dafür!
Herzliche Grüße
Liebe Gabi, das freut mich sehr, dass du meinen Sonett-Exkurs als gelungen empfindest. Das Reimschema war eine echte Herausforderung. „Gleichgesinnte im Geiste“, das gefällt mir, denn es trägt, auch wenn die Tastaturen gerade mal nicht klappern. Wir lesen uns, auf jeden Fall. Danke.
Liebe Sylvia,
danke für deinen Einblick in deinen April, besonders freue ich mich über deinen lyrischen Exkurs in Sachen Sonett 🙂 Wie treffend du das Auf und Ab der Temperaturen und deiner Empfindungen dabei eingefangen hast. Wunderbar. Gelungen!
Experimentierfreudig mit unserer Sprache umgehen ist mir ein großes Anliegen, sehr motivierend für mich, dass meine Tipps und Tricks eine Reaktion erfahren, DANKE DAFÜR!
Ja, das mit der TCS-Community hast du wie ich empfunden: auch wenn viele sich (noch) nicht persönlich kennen, wir sind Gleichgesinnte im Geiste und das allein verbindet.
In diesem Sinne:
wir lesen uns!
Gruß
Gabi