Monatsrückblick Mai 2022 – Statt Expansion: Pause

Statt Expansion: Mach mal Pause. Portrait SylviaMein Monatsrückblick Mai 2022 erzählt vor allem von Urlaub, Krankheit und viel Arbeit. Dieser Mai 2022 war für mich vor allem von einem geprägt, von dem Wunsch nach innehalten, langsam gehen. Kurz gesagt: Mein System schreit nach Pause. Das ist so ziemlich entgegen der Natur, wo doch gerade im Mai alles explodiert. Farben, Gerüche, die Energie von Mensch und Natur. Alles richtet sich von innen nach außen, Expansion, Wachstum ist angesagt. Nur in mir spüre ich eine gegenläufige Bewegung, die mir sagt –  statt Expansion: Mach mal Pause. Im Grunde nicht verwunderlich, mein System ist noch immer im Long-Covid-Modus, nur nicht mehr so extrem, wie in den Monaten davor.

Urlaub

Paar-Zeit

Zweimal im Jahr plane ich für mich eine Woche Schreibzeit. Seit wir in Fernbeziehung leben – ich in Leipzig, Andreas in Hermeskeil, Hunsrück, verbinde ich dies mit den flankierenden Wochenenden – Pärchen-Zeit. Diese verbringen wir mit Ausflügen, Ausruhen, Lagerfeuer und einander nah sein. Bei der wunderbaren Landschaft-Mittelgebirge, Saar und Mosel ganz nah – flügeln wir häufig zu alten Schlössern, Ruinen und Burgen aus. Römerwall oder auch einfach nur ein Spaziergang durch die Weinberge. Die Jahreszeit ist dabei ziemlich egal, zu entdecken gibt es dort noch ziemlich viel. Diesmal haben wir uns in Frauenberg die Ruine der Gräfin Loretta Burg angesehen.

Gräfin Loretta

Die Gräfin muss eine spannende Frau gewesen sein. Im Alter von 27 Jahren verwitwet, übernahm sie 1323-131 die Herrschaft der Grafschaft, nahm 1328 Balduin von Trier, den mächtigsten Reichsfürsten der Zeit gefangen und legte sich so mit Kaiser und Papst an. Aber sie konnte nicht eingeschüchtert werden, sondern setzte ihre Ansprüche durch. Ich mag es, so unverhofft mit der Lebensgeschichte einer starken Frau konfrontiert zu sein. Demnächst werde ich einmal schauen, ob es zu ihr eine Biografie oder Ähnliches gibt. Falls du schon mal etwas von ihr gehört hast, schreib es mir bitte in die Kommentare, das erleichtert mir die Suche.

Schreibtage in Kell am See

Inzwischen ist dieses kleine Ferienhaus mit Blick auf den Keller See für mich so etwas wie eine Ankerheimat geworden. Ich mag die Tage hier nicht missen. Es ist Zeit für mich, die ich in meinem Rhythmus verbringe. Der unterscheidet sich sehr von meinem Alltagsrhythmus. Arbeiten/Schreiben bis zur blauen Stunde. Im Kamin prasselt das Feuer, ansonsten ist es bis auf das Geräusch der Tastatur ganz still um mich herum. Wenn sich das erste Tageslicht am Himmel zeigt, wenn die Vögel erwachen, dann ist der Moment gekommen, in dem ich mich gern mit einem Tee oder Kaffee auf die Terrasse setze, den Moment genieße und es mir dann, bei geöffnetem Fenster, im Bett gemütlich mache. Zu dieser Zeit schlafe ich am entspanntesten ein. Aufstehen gegen Mittag, Frühstück, ein kleiner Spaziergang und dann die erste Runde am Schreibtisch. Das ist der Rhythmus, den ich wirklich liebe.

Kell am See. Statt Expansion: Mach mal Pause

Mein Plan und die Realität

Im Mai bin ich mit dem Plan, meine Webseite zu überarbeiten, nach Kell gefahren. Zugunsten meines Business-Aufbaus liegt mein halb fertiges Manuskript in der Schublade. Ich schaffe es einfach nicht, neben Berufsalltag, Sozialleben und Business-Aufbau an meinem Jugendbuch weiterzuschreiben. Da ich aktuell mehr Zeit für Erholung benötige, und es mich überfordert, wenn ich mir die Pausen nicht nehme, habe ich beschlossen, dass mein Manuskript in der Schublade bleibt, bis ich mit allem anderen einen Rhythmus gefunden habe, der mich nicht an die Grenzen der Belastbarkeit bringt. Meine Seite ist zwar nicht ganz fertig geworden, aber ich bin ein gutes Stück vorangekommen und mit den bisherigen Ergebnissen schon ganz zufrieden. Über eine Rückmeldung von dir würde ich mich ebenfalls freuen, denn für die eigene Arbeit braucht es manchmal den Blick von Außen. Fehlt dir etwas? Findest du etwas verwirrend? Aber auch wenn die Seite dir gefällt, freue ich mich über deine Rückmeldung!

Arbeit, Arbeit, Arbeit

Um es vorwegzunehmen: ich arbeite gern, ich liebe, was ich tue. Ich arbeite mit einem großartigen, sehr engagierten und manchmal etwas verpeilten WG-Team zusammen, mit einem Kollegen in der AFT, dem ich blind vertraue und mit einem Leitungsteam, welches auf Kooperation und Augenhöhe setzt. Die Zusammenarbeit mit den Klient:innen ist immer spannend und ich bin noch immer neugierig auf die individuellen Lösungsansätze der Familien. Manchmal bin ich auch sauer, zum Beispiel, wenn Eltern sich nur um sich selbst drehen, ihre inneren Kinder gut im Blick haben, dabei aber ihre leiblichen Kinder und deren Bedürfnisse übersehen. Sauer bin ich nicht, wenn sie das tun, sondern wenn sie es mit der Haltung tun „das ist für mein Kind nicht so schlimm, meine Kindheit war viel schlimmer!“ und wenn sie auf dieser Haltung beharren, obwohl ihre Kinder ihnen genügend Anzeichen dafür liefern, dass dem wohl nicht so ist. Sehr herausfordernd wird die Arbeit, wenn es auf einmal in mehreren Familien heftig kriselt und zeitgleich sich Anträge und Termine für die WG stapeln.

Statt Expansion: Mach mal Pause

Worauf ich mich verlassen kann

Was mir dann hilft, einigermaßen den Überblick zu behalten: in der WG kann ich mich auf meine Kolleg:innen verlassen und auf die beiden „Alten“ und „Erfahrenen“ Grit und Oli zählen kann, die sich im Notfall selbst zu helfen wissen und telefonisch mit mir absprechen. Alle im Team sind gut an den Kindern dran, auch wenn es mit der Orga nach Außen nicht immer klappt. Mir persönlich ist es lieber, die Kinder wachsen im Bewusstsein auf, dass sie jederzeit mit ihren Bedürfnissen gesehen und gehört werden, ein Schreiben für die Schule kann auch mal nachgereicht werden. Das ist nicht immer schön, aber aus meiner Sicht ist es wichtiger, die Kinder mit ihren unterschiedlichen Temperamenten und Störungsbildern gut aufzufangen, als im Außen ein gutes Bild abzugeben und die Kinder leiden darunter. Verbesserungsbedarf gibt es immer, aber da sind wir dran.

In Bezug auf die AFT ist der Fahrweg enorm hilfreich. Die meisten Termine habe ich im Landkreis und regelmäßig zwischen den Terminen machen wir kurze Pausen und lassen die Landschaft auf uns wirken. Außerdem macht mir das Ländliche gute Laune, vor allem, wenn ihr auf den Hof einer Familie fahren und von den dort lebenden Tieren begrüßt werden. So ein meckernder Truthahn macht mir echt gute Laune.

Mein Immunsystem sendet Botschaften

Nach zwei Wochen ich Arbeit, meinte mein Körper, er bräuchte jetzt doch noch mal eine Auszeit. Die Stimme war weg, was bei meinem Job eher schlecht ist, in Zeichensprache familiäre Krisen zu besprechen, das habe ich einfach nicht gelernt. Davon mal abgesehen, scheint das mein aktueller Rhythmus zu sein. Zwei bis drei Wochen Arbeit und dann schlägt die Erschöpfung zu. Und das, obwohl ich derzeit so viel schlafe, wie sonst nie. Mit 8 Stunden Schlaf komme ich derzeit kaum klar. Nach der Arbeit muss ich mich meist erst einmal für ein bis zwei Stunden hinlegen, um dann noch mal für ein bis zwei Stunden meine Freizeit zu genießen, was in der Regel heißt, etwas für mein Business tun. Ich hoffe, das ändert sich bald wieder, ich finde diesen Zustand schwer aushaltbar. Ich baue sehr darauf, dass die Reha etwas bringt, die mir für den Sommer in einer auf Long-Covid-spezialisierten Klinik bewilligt wurde. Bis dahin hilft nur radikale Akzeptanz dessen, was ist und damit umgehen.

Was sonst noch so los war

Vernachlässigte Freundschaften und Sozialkontakte

Im Mai habe ich alle außerberuflichen Kontakte abgesagt, außer Momo und Andreas und mit ihm hatte ich vor allem telefonisch Kontakt. Ich konnte mich bisher nicht einmal aufraffen, etwas zu schreiben oder zu telefonieren. Ich war einfach zu müde. An dieser Stelle an alle von mir so sträflich vernachlässigten Lieben: Es tut mir leid und vor allem: Ihr fehlt mir. Auch euch betreffend war mein Motto in diesem Monat wohl – statt Expansion: Mach mal Pause. Und weil mir das nicht gefällt, steht der Kontakt mit euch im Juni ganz oben auf der Prioritätenliste. Versprochen!

Momo

Die Enkeline ist im „Kacka“-Alter angekommen. Aktuell ist alles Kackwurst, ich bin eine alte Oma-Kackwurst und überhaupt sind Kackwürste so groß, dass sie bis zum Himmel reichen. Herrlich ist bei solchen Aussagen der überprüfende Blick. Wie kommt das an, wenn ich so etwas sage? Sie schielt dann von unten nach oben, leicht aufgeregt vor sich hin tänzelnd. Da ich keine Mutter mit Erziehungsauftrag bin, lasse ich mich auf das Spiel ein. Wir reden dann von Dünnpfiff und über Hasenmurmeln, Mäuseköttel, Katzenklos und Hundehaufen und besprechen dabei sehr ausführlich die Konsistenz, der unterschiedlichen Ausscheidungen. Ich finde das gerade sehr spannend, weil diese Phase bisher alle Kinder hatten, mit denen ich in meinem Leben in Kontakt war. Ich frage mich, ob diese Phase gleichbedeutend ist mit einem Abschied vom natürlichen Kreislauf. Kein Baby oder Kleinkind macht sich dazu Gedanken. Aber im Alter von 3 Jahren realisieren Kinder dann, wie unterschiedlich Erwachsene mit dem Thema umgehen. Ist das sozusagen das erste Anzeichen von Sozialisation?

Lernen

Ich bin schwer begeistert. So langsam verliere ich meine Angst vor der Technik. Mithilfe der Membership der Digitalheldinnen habe ich nicht nur einen Kalender auf meine Webseite eingefügt, sondern mir auch Formulare und Automatisierung eingerichtet, zum Beispiel für die Anmeldung zu meinem Würde-Worte-Newsletter. Ehrlich, wenn es darum geht dein eigenes Business aufzubauen und gleichzeitig die Angst vor der Technik zu verlieren, dann kann ich immer nur wieder diese beiden Energiebündel Teresa und Christine Bukenberger empfehlen. (Nein, dafür werde ich nicht bezahlt, ich bin überzeugt von den Angeboten der beiden.)

In der Fortbildung von Dami Charf -Frühe Verletzungen und Entwicklungstrauma erkennen und heilen – hänge ich ein wenig hinterher, aber das habe ich bewusst so entschieden. Die Fortbildung ist zeitlich nicht begrenzt, also ist das hier auch möglich.

BoomBoomBlog

Wow, was Judith Peters hier wieder abgeliefert hat, ist der Hammer. Angekündigt als eine Woche Challenge, in der wir einen Blogartikel schreiben, waren es letztendlich zwei Wochen Input. Auch Judith schafft es, Technikängste abzubauen und liefert dazu noch eine große Menge an Input, wie Schreibangst abgebaut wird, nämlich durchs Schreiben und die Portionierung des Ganzen. Auch hier eine klare Empfehlung. Du willst bloggen und das möglichst mit Unterstützung einer Gruppe, Technikhilfe und Ideen, wie du deine Ideen umsetzt? Dann geh zu Judith Peters und ihren Sympatexter-Angeboten. Meinen Beitrag „wie ich wurde, was ich bin“ kannst du hier lesen.

Business

Im Mai habe ich mich entschieden, sonntags live auf Instagram zu gehen. In jedem Live beantworte ich eine konkrete Frage. Entweder ist es eine Frage, die mir von Klient:innen oder Follower:innen gestellt wurde, oder es ist eine Frage, die mich beschäftigt. Die ersten Online-Coachings haben stattgefunden und eine weitere Anfrage gibt es auch. Es geht voran in Kaffeebohnenschritten, aber das ist genau das für mich passende Tempo. Jeden Monat ein Stück voran.

Statt Expansion: Mach mal Pause.

100 Tage Krieg in der Ukraine

Gefühlt wird es immer stiller in den Medien und auch in den Gesprächen um mich herum. Es scheint, als würde es bei uns, die wir aus der Ferne „zusehen“ eine Art Müdigkeit geben oder es ist Gewöhnung. Wir haben uns daran gewöhnt, dass in der Ukraine Krieg stattfindet. Irgendwie ist das auch verständlich, denn unser Alltag läuft ja auch „normal“ weiter und hält nicht an. Dennoch versuche ich mich täglich zu informieren, nicht weil das etwas an der Situation der Ukrainer:innen ändern würde, sondern weil ich es irgendwie auch zynisch finde, so zu tun, als ginge mich das alles nichts an. Es geht mich etwas an, dass dieser Krieg die Hungersnöte weltweit verschärft, dass die ukrainischen Nachbar:innen um ihre Angehörigen und Freund:innen bangen. Es geht uns alle etwas an, dass die Politiker:innen dieser Welt einfach so Kriege beginnen können. Was dennoch bleibt und das geht wohl sehr vielen Menschen so: Wir sind in einer Art Zeitschleife gefangen, in der wir nur so tun können, als wären wir nicht ohnmächtig. Es ist wie in der Matrix, nehmen wir die rote oder die blaue Pille?

Auf dem Weg nach Finnland

Weil es vor und nach dem Urlaub immer so viel zu erledigen gibt, stelle ich diesen Monatsrückblick verspätet ein. Ich habe mir vorgenommen, ihn auf der Fähre zu schreiben und voilà hier ist er 🙂

Danke fürs Lesen und mit mir sein.

Ein Kommentar

  1. Rautigunde Meeresschaum 7. Juni 2022 um 06:44 Uhr

    Danke für die Fähren-Zeilen! Gute Reise.

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Hallo, ich bin Sylvia

systemische Therapeutin, Trauma-Coach und Bloggerin. Seit über 20 Jahren arbeite ich mit Paaren, Familien und Einzelpersonen daran, negative Kindheitsprägungen und frühe Traumata zu lösen und ein Leben voller Selbstvertrauen, innerem Frieden und emotionaler Stabilität zu führen.
Für ein erfülltes Leben in Verbundenheit.

Quietschfidel Wolken schaufeln
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