Monatsrückblick Oktober 2023 – Es wird ruhiger
Mein Oktober 2023 in einem Zitat zusammengefasst:
„Es ist nicht unsere Aufgabe, die Macht des Feindes zu zerstören, sondern unsere Aufgabe, unsere eigene Macht zu finden.“
Audre Lorde – Amerikanische Schriftstellerin und Aktivistin
Dieser Oktober 2023 hatte alles, was ich mir von einem Oktober wünsche: Sonnentage, laue Nächte, Vielfalt der Farben, Stürme, Regentage, Pfützen, Laubhaufen und Mußestunden zum Lesen, Baden und Schreiben. Ich mag es, wenn mein Körper noch so im Sommer verhaftet ist und sich gleichzeitig langsam an den Rhythmus der dunklen Tage anpasst. Ich habe fest vor, dieses Jahr mit dem Rhythmus der Jahreszeit zu leben, das bedeutet: mehr Ruhe im Innen und Außen. Damit habe ich im Oktober 2023 begonnen.
Emotionales Auf und Ab in der WG
Viel Bewegung gab es im Oktober in der Wohngruppe. Für die Herbstferien planten wir eine große Umgestaltungsaktion, die wir auch umsetzten. Die Betreuer:innen verzichteten zugunsten der Kinder auf ihren Rückzugsraum, sodass wir jetzt nur noch ein Doppelzimmer in der Wohngruppe haben und 6 Einzelzimmer. Im Vorfeld besprachen wir, welches Kind kommt in welches Zimmer – dabei ist immer zu bedenken, wer hat welche Beeinträchtigungen, wer braucht ein stilles Zimmer, wer braucht mehr Gestaltungsraum. Möbel, Farben und Werkzeuge wurden gekauft. 2 Kolleg:innen erklärten sich bereit, mit den Kindern in einen Kurzurlaub zu fahren, während wir anderen die Räume malten, Möbel rückten und Möbel zusammenbauten.
Die strahlenden Kindergesichter dankten uns den Einsatz. Gleichzeitig galt es für uns, eine Entscheidung zu treffen. Wir sind eine heilpädagogische Wohngruppe, aber keine therapeutische oder gar auf Trauma spezialisierte Gruppe. Eines unserer Kinder braucht aber genau das. Sind wir noch hilfreich für dieses eine Kind? Was macht es mit den anderen Kindern, wenn dieses Kind in der WG bleibt? Was macht es mit diesem Kind, wenn es nach 9 Jahren in ein neues Umfeld zieht, Vertrauenspersonen verliert? Meine Kolleg:innen klagen oft darüber, wie wenig Anerkennung sie für ihre Arbeit erhalten, wie viele Menschen davon ausgehen, dass sie doch nur ein wenig spielen und kuscheln, mit den ihnen anvertrauten Kindern.
Dass dem nicht so ist, sondern wir bei Bedarf in verschiedene Rollen schlüpfen, deshalb schreibe ich in meinem Monatsrückblick auch immer wieder über die WG. Weil die Arbeit, die anfällt, von denen gemacht werden muss, die da sind: Kochen, Putzen, Termine vereinbaren, zu Ärzten oder Therapeuten begleiten, Gespräche mit Schule, Hort führen, Hausaufgaben begleiten, Schulsachen einkaufen und Ranzen kontrollieren, Wäsche waschen, Gärtnern, Reparieren, Malern, Spielen, Ausflüge machen mit den Kindern. Es gibt so viel zu bedenken, zu organisieren, zu tun und es gilt wichtige Entscheidungen zu treffen.
Wenn es draußen dunkelt, hat Selbstfürsorge einen hohen Stellenwert
Sobald die Tage kürzer werden, steigt in mir das Bedürfnis nach mehr Ruhe und Licht. Ich versuche täglich einen längeren Spaziergang zu machen, auch wenn es regnet, weil mir zum einen die Bewegung, vor allem aber das Tageslicht dabei hilft, in der Balance zu bleiben. Das gelingt mir nicht täglich und wenn es nicht gelingt, spüre ich das. Die Energie wird weniger, die Konzentration erfordert mehr Anstrengung. An diesen Tagen suche ich Ausgleich, in dem ich Dehnungsübungen mache oder ein paar Minuten tanze. Ich spüre, dass hier noch mehr möglich ist und betrachte es als Entdeckungsreise. Der Fokus richtet sich mehr auf mich selbst.
Durch diesen Fokus ist mir etwas aufgefallen: Arztkontakte und Kontrolluntersuchungen fallen bei mir fast immer in die dunkle Jahreszeit. Ich habe im Grunde nie Lust, auf Wartezimmer und Untersuchungen, doch wenn es draußen kalt und dunkel ist, nehme ich das eher in Kauf. Mit einem Hörbuch auf den Ohren, macht mir dann die Wartezeit nicht so viel aus, ich weiß ja, dass ich damit etwas für meine Gesundheit und mich tue. Im Oktober saß ich bei 3 Ärzt:innen im Warteraum und auf dem Untersuchungstisch: bei der Hausärztin, bei einem Kieferchirurgen und einem Kardiologen. Insgesamt mit Fahrtwegen, Wartezeiten und Untersuchung waren das 12 in meine Gesundheit investierte Stunden Lebenszeit. Es so zu betrachten, erleichtert mir die Terminvereinbarungen.
Business-Aufbau im Oktober
Ich bin Social-Media müde. Mir macht es aktuell keinen Spaß, Videos zu drehen, mir Content auszudenken. Mir macht es auch keine Freude und vor allem, ich spüre keine Neugier mehr, Kurse zu besuchen, in denen ich lerne, wie Online-Marketing geht. Denn vieles von dem, was ich dort lerne, gefällt mir nicht. Es wird zwar immer behauptet, dass es in erster Linie um die Kund:innen geht, dass es unterlassene Hilfeleistung ist, mit meinem Angebot nicht herauszugehen, aber irgendwann ist dann doch wieder die Rede vom Unternehmertum und von den Millionen, die sich da verdienen lassen.
Für mich kristallisiert sich immer mehr heraus: Ich will kein Unternehmen aufbauen – heißt Angestellte beschäftigen, ich will mit Menschen arbeiten, einzeln oder in Gruppen. Geld verdienen ja, aber nicht im Sinne von Millionen. Ich habe viel Zeit und Geld in meine Ausbildungen und mich investiert, das darf sich auch im Preis niederschlagen. Ich will von meiner Arbeit gut leben können, reisen können und dabei die Freiheit haben, ortsunabhängig zu arbeiten. Doch mit meiner Arbeit will ich vor allem die Menschen unterstützen, die schon so viel probiert haben, um mit der Gewalt und Vernachlässigung, die sie in ihrer Kindheit erlebt haben, klarzukommen. Und sich doch immer wieder von der Gesellschaft, ihren Mitmenschen ausgeschlossen fühlen, weil sie so tiefe Erfahrungen machen mussten, mit deren Auswirkungen sie häufig alleingelassen werden.
Für mich ist hier vieles gerade im Umbruch. Mit meinem Blog arbeite ich für mein Business, er ist Bestandteil meines Business, das wird mir immer bewusster und das macht mir Freude, weil ich gern schreibe. Im Gegensatz zu Social-Media finden die Menschen das, was ich schreibe, hier auch noch in 3 oder 5 Jahren, während es bei Facebook und Co nach Stunden in der Versenkung verschwindet. Ich bin gespannt, wohin diese Reise mich noch führt.
Eines der wesentlichen Kennzeichen eines Blogbusiness ist die Themenvielfalt: Neben beruflichen Themen wird oft auch über persönliche Themen gebloggt. Unternehmer mit einem Blogbusiness scheuen sich auch nicht davor, ihre Meinung kundzutun und auch mal über unbequeme Themen zu bloggen. Da das Blog in einem Blogbusiness vor allem auf der eigenen Leidenschaft fußt, bloggen Leute mit einem Blogbusiness über Themen, die sie intensiv beschäftigen und spannend finden. – Judith Peters
Was ich im Oktober 2023 gelernt habe
- Geduld: ich brauche offenbar mehr Zeit, um aus all den möglichen Wegen, sich etwas aufzubauen, meinen eigenen Weg zu finden
- Vertrauen: Das Leben testet immer wieder, ob das, was ich gelernt habe und an andere weitergebe, auch wirklich hilfreich ist.
- Freude: Eine Blogparade veranstalten und damit andere Menschen zu etwas anregen, wofür sie dankbar sind, das ist Freude pur.
Blogparade
Noch bis zum 12. November kannst du mit deinem Beitrag an meiner Blogparade teilnehmen.
Zeitreise für die Seele: Diese Botschaft habe ich für mein jüngeres Ich.
Du bist herzlich eingeladen, mitzumachen.
Du kannst auch ohne eigenen Blog teilnehmen!
Unter allen Teilnehmer:innen verlose ich ein 60-minütiges Coaching zu einem Thema deiner Wahl!
Ich freue mich auf deinen Beitrag.
- Freundschaft: Erwartungen zu haben ist mein gutes Recht, ob die Erwartungen, die ich an andere habe, erfüllt werden, ist nicht meine Entscheidung.
- Liebe: Das ist ein individuelles Gefühl, welches keinem Idealbild entsprechen muss.
- Verbundenheit: Es ist zuerst eine Entscheidung, ob ich mich mit etwas oder jemandem verbunden fühlen möchte, dann, wie ich dem Ausdruck gebe.
Das Kind an meiner Seite – Lehrerin Momo
Gemeinsam Abenteuer erleben, ist etwas Großartiges. Dies an der Seite eines Kindes zu tun ist eine Erfahrung, wenn ich das Kind, Kind sein lasse und keine erwachsenen Reaktionen von ihm erwarte. Gefühlt ist jede Stunde, die ich an Momos Seite verbringe, ein Abenteuer. Ich weiß nie, was als Nächstes passiert. Im Oktober waren wir zum ersten Mal in Belantis. Momo hatte sich das schon öfter gewünscht, doch Freizeitparks sind für mich eher ein Graus. Doch auch hier wurde ich überrascht. Die kindliche Freude ist einfach derart ansteckend. Überrascht hat mich auch, dass Momo selbst ziemlich gut einschätzen kann, was sie sich zutraut und was nicht. „Das machen wir, wenn ich größer bin, Oma.“
Eines der einprägsamen Erlebnisse mit Momo, war der Moment, in dem ich gefühlt habe, wie es ihr aktuell geht. Ihr Kinderleben wird derzeit durcheinandergewirbelt. Die Eltern gehen neue Wege und ein Kind geht diese Wege mit. Mit ihren 4 Jahren hat sie noch keine Worte, doch es ist ihr anzusehen, wie die Dinge und das, was um sie herum und mit ihr geschieht, in ihr arbeitet. Sie ist zugleich kuschliger und abgrenzender. Das alles spürte ich. Nachts im Bett, den leisen Kinderatem am Ohr, weinte ich. Ich fühlte, wie es mir ging, im Alter von 4 Jahren. Somit hat das Zusammensein mit Momo, einmal mehr die Verbindung zu dem Kind, welches ich einmal war, hergestellt. Das war schmerzhaft, aber auch klärend.
Seit dem letzten Halloween fragte Momo regelmäßig, ob wir auch in diesem Jahr wieder Halloween mit der WG feiern. Am 31. Oktober morgens kam sie schon ganz aufgeregt zu mir und wollte am liebsten sofort los. Ein Gespenst wollte sie sein, also nähte ich noch fix aus einem alten Bettlaken einen Gespensterumhang. Im Stadtbezirk Leipzig Mockau scheint Halloween ein sehr beliebtes Fest zu sein, so viele kostümierte Menschen, Erwachsene und Kinder und an fast jedem Haus gab es für die Kinder eine Kleinigkeit zu holen. Momo fragte „Warum bekommen wir nur an Halloween die Süßigkeiten?“ Die Antwort gab ihr ein anderes Kind: „Weil nur an Halloween die Geister unterwegs sind und die Süßigkeiten sollen die Geister fernhalten.“ Wusstest du, dass Halloween seinen Ursprung gar nicht in Amerika hat?
Wir sind die kleinen Geister. Wir fressen gerne Kleister. Wenn Sie uns nichts geben, bleiben wir hier kleben!
Spruch, mit dem die WG-Kinder von Haus zu Haus zogen
Was im Oktober 2023 sonst noch so los war
- Beängstigend: Seit dem Überfall der Hamas auf Israel, zeigt sich weltweit, aber auch in Deutschland, wie aktuell der Antisemitismus ist.
- Erschrocken: Eine Freundin meldete sich nach einem Schlaganfall von der Intensivstation.
- Hoffnungsvoll: Sarah Wagenknecht gründet eine eigene Partei und zieht somit hoffentlich ein paar Wähler:innen von der AFD ab. So können beide Parteien nicht allzu groß werden.
- Traurig: Im erweiterten Familienkreis gab es einen Todesfall, eine Freundin, Mutter, Oma, die fehlen wird.
- Zufrieden: 24 Sitzungen Familientherapie, 1 Teamsupervision, 5 Coachings, 1 Sitzung Paarberatung, 1 Mentoring, 11 Blogartikel geschrieben, Teilnahme an 4 Blogparaden
Was steht an im November?
- Urlaub in „meinem“ Schreibhaus in Kell am See.
- Beendigung von 4 Therapien.
- Auszug eines Kindes aus der WG-Walter.
- Für die HP-Ausbildung: Lernen, lernen, lernen.
- Für den Blog schreiben, schreiben, schreiben.
Hinterlasse einen Kommentar