Trau dich – Challenge
Als ich von der Autorin Melanie Huemer zur „Trau dich“ Challenge 2018 eingeladen wurde, war mein erster Impuls: ‚ja klar, ich habe noch nie an einer Challenge teilgenommen. Kann ich ja mal machen.‘ Ohne zu wissen, worum es geht. Nach Veröffentlichung der Aufgaben hätte ich am liebsten einen Rückzieher gemacht. Weil ich aber kein Feigling bin, lasse ich mich auf dieses Januarabenteuer ein, ganz im Sinne der von mir sehr geschätzten Autorin Jay M. Walter: „… einfach den Fuß in eine andere Spur mal setzen, und ausprobieren, was wir für richtig halten.“
Heute also ist es so weit. Tornau: Go.
Tag 1 – Aufgabe: Mein Vorsatz 2018
Der für mich wichtigste Vorsatz: Arbeit und Schreiben miteinander vereinbar machen. Heißt konkret: Die Wochenenden sind dem Privatleben und dem Schreiben vorbehalten. Eine Stunde in der Woche widme ich mich meinem in den vergangenen Jahren vernachlässigten Blog (hierfür kann die Challenge ein gutes Übungsfeld sein) und 2 Stunden in der Woche blocke ich für meine Aufgaben als Beirätin der Autorinnenvereinigung.
Für die Gesundheit steht als wichtiges Projekt die Rauchfreiheit und damit die Befreiung von einer Sucht an. Nein, ich habe gestern nicht meine Zigaretten weggeworfen. Ich plane für Ende Mai eine Pilgerreise und will die Chance nutzen: Meine Weggefährtin ist Nichtraucherin.
Soviel heute von mir zu meinen Vorsätzen fürs neue Jahr.
Tag 2 – Aufgabe: Deine wichtigsten Projekte 2018
In den beiden von mir geleiteten WG-Teams geht es in diesem Jahr vor allem um Teamentwicklung, das Herstellen von Kontinuität und Handlungssicherheit. Dafür plane ich interne Weiterbildungen und Teamentwicklungsmaßnahmen.
In Bezug auf das Schreiben möchte ich meinen Blog beleben und mich mehr mit der Planung eines größeren Projektes beschäftigen, da ich mich bisher immer in den einzelnen Handlungssträngen verheddert habe.
Tag 3 – Aufgabe: Zeig uns dein Gesicht
Tag 4 – Aufgabe: Dein liebster Buchcharakter
Dies ist eine unmögliche Aufgabe. Als Vielleserin haben mich so viele Figuren begleitet, inspiriert, fasziniert. Für mich gibt es da nicht die eine Figur. Wenn ich aber etwas genauer hinsehe, gibt es etwas, was all die Figuren, die mir so spontan einfallen, verbindet.
All meine Lieblingsfiguren sind schräg, eigen und ganz von innen heraus getrieben. Sie halten sich an Gesetze, insoweit, als sie ihnen sinnvoll erscheinen. Sie brechen Gesetze, wenn es ihnen notwendig scheint. Manchmal sind sie ganz liebenswert, manchmal eher schroff und kantig. Sie alle kämpfen auf die eine oder andere Weise um ihr Leben, um das Überleben und treten meist auch für andere ein. Sie sind allein, weil sie den Zugang zu anderen nur schwer finden, dieser ihnen verwehrt wird oder sie nie gelernt haben zu vertrauen.
Im Verlauf der Geschichten gelingt es ihnen aber Partnerinnen und Wegbegleiter zu finden (oder sie lassen zu, gefunden zu werden) und so entstehen neue Beziehungen, immer auf Augenhöhe, nie in Abhängigkeit. Sie sind starke Persönlichkeiten mit Fehlern und Schwächen und Macken, aber sie sind nicht kleinlich oder nachtragend (und sind sie es dich mal, merken sie es und korrigieren).
Im Grunde sind sie alle Kinder (oder haben sich das Kindliche bewahrt), jenseits aller guten und schrecklichen Erfahrungen, die Kinder machen (müssen). Im Grunde sehnen sie sich nach Frieden und Liebe und Freundschaft und Lebendigkeit, aber sie akzeptieren, dass das Leben so ist, wie es ist. Sie alle sind Handelnde, die mit Bösartigkeit, Schicksalsergebenheit und zelebrierter Hilflosigkeit nichts anfangen können und wollen. Sie sind neugierig, interessiert an allem und jedem und sie sind auf ganz verschiedene Arten intelligent und weise.
Von diesen Figuren rede ich:
Pipi Langstrumpf von Astrid Lindgren. Momo von Michael Ende, Sam (Begleiter von Momo) aus Tolkiens Herr der Ringe. Hagrid, Hermine, Ron, Harry usw. aus J.K. Rowlings Harry Potter, Anouk aus das Leben mal eben von Nicola Huppertz, Grace aus der Monkeewrench Reihe vom Autorinnenduo P.J. Tracy, Adamsberg (der Wolkenschaufler), Camille und Danglard, aber auch Kehlweiler und die Evangelisten von Fred Vargas, Lisbeth Santander von Stieg Larsson, Ida Waschknick aus Himmel und Erde von J.M. Walther und natürlich darf in dieser Liste das Trio Kate, Alex und Nadia nicht fehlen, aus Isabel Allendes Trilogie Die Stadt der wilden Götter.
Während ich dies schreibe, wird mir ganz warm und froh, so viele wunderbare Gestalten und ich weiß, ein paar Schüchterne oder jene, die nicht gern im Rampenlicht stehen, werden sich bald in mir zu Wort melden.
Tag 5 – Aufgabe: Zeig uns dein Lieblingscover
Ich mag es immer noch gern edel. Die Box aus Leinen, der Umschlag schwarzes Leinen, umhüllt von durchsichtigem Schutzumschlag, auf dem ganz schlicht der Titel steht: Denktagebuch von Hannah Arendt.
Tag 6 – Aufgabe: Wofür bist du dankbar?
Zuerst einmal bin ich all den Voraussetzungen dankbar, die Dankbarkeit überhaupt erst ermöglichen: ich lebe, ich bin gesund (soweit ich das weiß ;-)), ich atme, fühle, spüre, ich kann denken, träumen, sehen, riechen, schmecken, tasten. Ich habe ein Dach über dem Kopf, muss nicht frieren oder hungern, lebe in einem noch immer friedlichen Land und habe die physischen und psychischen Kapazitäten, sprich die Freiheit, mich überhaupt mit einer solchen Frage auseinandersetzen zu können/dürfen und dies auch noch in die Welt senden.
Ich bin dankbar für
- Ein wunderbares erwachsenes Kind mit großem Herzen, einem starken Willen, faszinierenden Verstand, einem ansteckenden Lachen und einem verzaubernden Wesen.
- All die inspirierenden, klugen und warmherzigen Menschen, die mein bisheriges Leben begleitet haben, begleiten und begleiten werden (FreundInnen, PartnerInnen, WeggefährtInnen, KollegInnen, LehrerInnen, Zufallsbekanntschaften), die mich, mein Leben, meine Sicht auf Leben, meine Sicht auf mich, auf Beziehungen, einfach auf alles, was zum Leben gehört mit geprägt haben und von denen ich hoffe, noch viel lernen zu dürfen. Danke dafür, dass ich durch und mit euch zu einem lebensfrohen Menschen werden durfte.
- Die engagierten KollegInnen in meinen beiden Teams, für den Träger, bei dem ich arbeite und bei dem ich mich so wohlfühle, dass selbst die Punkerin in mir (fast) jeden Tag freudvoll auf der Arbeit geht.
- Die in jeglicher Hinsicht bezaubernden Begegnungen mit den von uns betreuten Kindern, von denen ich ebenfalls viel lernen darf und die mir helfen, immer wieder die Perspektive des Kindes einnehmen zu können, sei es durch ihre Freude, ihren Schmerz, ihre Neugier oder durch ihre Art, mit dem, was ist, umzugehen.
- Das Vertrauen und die Offenheit der Menschen, mit denen ich therapeutisch arbeiten durfte und darf, denn durch sie lern(t)e ich viel über das Wesen des Menschen, über mich selbst und über die unterschiedlichen Arten, mit schönen und widrigen Umständen umzugehen.
- Jede Schreibzeit, in der es mir gelingt, mich schreibend zu sortieren und an einer Geschichte, einem Thema dranzubleiben. Ich bin dankbar dafür, das Lesen und Schreiben für mich in jungen Jahren als Welterweiterung entdeckt zu haben und dafür, dass mich der Drang danach nie ganz verlassen hat.
Tag 7 – Aufgabe: Zeig uns dein Haustier
Nichts leichter als das. Es ist stubenrein, sagt nichts, braucht nichts, erfreut mich täglich und ist einfach süß:
Tag 8 – Aufgabe: womit schreibst/liest du?
Wie bei vielem in meinem Leben bin ich in der Auswahl meiner Handwerkzeuge nicht festgelegt.
- Ich lese Bücher in allen Ausführungen. Taschenbücher, Gedichte auf Loseblattsammlungen ebenso wie in Büchern, auf Blogs, an Litfaßsäulen. Ich kann im Stehen, liegen und wenn ein Buch mich richtig packt beim Laufen lesen.
- Bücher, die ich rezensiere oder zu meinem Vergnügen lese, lese ich erst an einem gemütlichen Ort (Couch, Sessel, Bett, Café oder im Zug), meist läuft nebenbei leise klassische Instrumentalmusik, das hilft mir den Kopf auszuschalten und mich in die Geschichte zu versenken. Das zweite Mal lese ich das Rezensionsbuch am Schreibtisch, da bin ich konzentriert und mache nebenbei Notizen.
- E-Books lese ich bevorzugt, wenn ich auf Reisen oder gerade knapp bei Kasse bin, weil das wesentlich preiswerter und leichter zu tragen ist als eine Büchertasche.
- Bei Aufräumarbeiten, Fenster putzen und zum Abschalten vor dem Einschlafen höre ich gern Hörbücher.
- Egal, was und wie ich lese (höre), ich schlafe nie dabei ein. 🙂
- Zum Schreiben nutze ich Zettel, Notizbücher, Computer, Laptop oder Tablet. Fällt mir beim Spaziergang etwas ein, tippe ich es in mein Handy (ColorNote), fällt mir etwas ein, während ich Auto fahre, spreche ich es in Writer+. Das Programm wandelt Gesprochenes in Schrift.
- Die erste Fassung eines Fachartikels tippe ich in den Computer in eine Word Datei und überarbeite mit Papyrus. Das hat etwas damit zu tun, dass ich am Computer automatisch im Arbeitsmodus, sprich kopfkonzentriert bin, was mir für einen Sachtext wichtig ist.
- Die erste Fassung einer Kurzgeschichte schreibe ich mit der Hand. Das kann ich überall zu Hause gut, wo ich mich wohl und gut beschützt und entspannt fühle (Bett, Couch, Sessel), aber es geht auch am Strand, auf dem Balkon, in einer Ferienwohnung. Hauptsache, ich bin ungestört. Auch hier läuft im Hintergrund Musik, bei der ich meine kritischen Stimmen ausschalten und mich auf mein Fantasieuniversum einlassen kann. Ab der zweiten Fassung, bei der dann wieder volle Konzentration gefordert ist, arbeite ich mit dem Computer in Papyrus. Letzteres vor allem wegen der großartigen Überarbeitungshilfen, die dieses Programm bietet.
- Egal, ob lesen oder schreiben, ohne Brille geht nichts mehr.
Tag 9 – Aufgabe: Dein Lieblingsblog
Einen Lieblingsblog habe ich nicht, sondern gleich drei. Die verlinke ich euch hier, damit ihr selbst reinschnuppern könnt.
- Alphabettinen: hier schreiben Autorinnen aus Berlin und Brandenburg. Auf den Blog aufmerksam wurde ich durch Claudia Breitsprecher, die mit mir gemeinsam im Beirat der Autorinnenvereinigung e.V. tätig ist und selbst dort schreibt.
- Meraner Tagebuch: auf diesem Blog schreibt die von mir sehr geschätzte Autorin und ehemalige Vorsitzende der Autorinnenvereinigung Jay M. Walther. Vor allem die „Fluchtlinien“ – autobiografisch und wie so viele Texte dieser Autorin sprachlich grandios – haben es mir angetan.
- Ebenfalls durch die Autorinnenvereinigung e.V. – durch eine von uns in Leipzig organisierte Jahrestagung auf der sie als Autorin und Mitwirkende einer Podiumsdiskussion Gast war – bin ich auf Ninia la Grande aufmerksam geworden und stöbere seitdem regelmäßig und mit großem Vergnügen auf ihrem Blog herum.
Tag 10 – Aufgabe: Dein persönliches Highlight 2017
2017 verliebte ich mich in das Reisen mit dem Wohnmobil. Fahren, bis der Körper nicht länger sitzen mag. Fahren, bis eine Stimme in mir sagt: An diesem Ort will ich bleiben. Ein Wohnmobil bietet den Komfort eines magischen Zeltes. Tisch, Bett und Küche unter einem Dach. Die Ausstattung erinnert an eine Kajüte. Jedes Fleckchen genutzt für Stauraum, alles holzverkleidet.
Unterwegs mit dem Wohnmobil
Ob Frankreich, Niederlande, Luxemburg oder Deutschland, mit dem Wohnmobil habe ich Landstriche entdeckt, die mir ohne verborgen geblieben wären. Wir folgten den Wegweisern am Straßenrand. Sahen Ausstellungen – Van Gogh, Chagall, Paula Moderssohn-Becker – die mir ohne diese Hinweisschilder entgangen wären. Wir fuhren verlassene Straßen und fanden alte Ortschaften, in denen außer ein paar Mönchen niemand mehr wohnt. Wir schliefen an vielen Wassern. Schliefen an Berghängen zwischen duftendem Wein. Reisen mit dem Wohnmobil bedeutet: Mich von unbekannten Wegen verführen lassen. Bleiben, wo es gefällt. Nachts Sternenhimmel, Lagerfeuer und das schützende Bett so nah.
Norwegen
Getauft haben wir das Wohnmobil auf den Namen »Die Villa«. Für mich der Inbegriff von Luxus, Freiheit, Lebensfreude. Mit der Villa reisten wir im Juli durch Südnorwegen. Norwegen gehört zu meinen Sehnsuchtsliedern. Die Schroffheit der Fjorde, das unbesiedelte Land, die Unberechenbarkeit des Wetters, das klärende Licht – all das trifft in mir auf Widerhall, wie ein Spiegel meiner Seele. Hier empfinde ich, was ich selten empfinde: Ich bin angekommen. Ich bin zu Hause.
Die Berührung eines Gletschers, eine Begegnung mit frei laufenden Elchen und das lustvolle Verspeisen selbst gefangener Bachforellen vollendeten diese Reise, machten aus ihr mein Highlight 2017.
Tag 11 – Aufgabe: Dein Schreib/Lesesoundtrack
Wie in vielen anderen Dingen mag ich mich auch bei der Musikauswahl nicht auf eine Musik festlegen. Es kommt immer auf meine Grundstimmung an.
- Bin ich unkonzentriert, hilft Entspannungsmusik wie bspw. von iAwake oder Relaxing Music von Greenred productions.
- Stecke ich im Gedankenkarussell fest und der Alltag hat mir die Flügel verklebt, hilft die Stimme von Lisa Gerrad, die für mich wie ein Instrument aus einer fernen Welt klingt.
- Benötige ich Beistand, weil mich wieder einmal Zweifel plagen, ich in einem Text feststecke, dann helfen vor allem die Instrumentalstücke von Johann Pachelbel, die Suiten von Bach auf dem Cello gespielt von Jean-Guihen Queyras und die Instrumentalversion von Dido und Aeneas oder die 10 Sonatas in Four Parts von Henry Purcell.
Tag 12 – Aufgabe: Deine Lieblingsserie
Neben Harry Potter, Lara Croft und Star Wars sehe ich immer wieder gern Being Erika.
Tag 13 – Aufgabe: Welches Buch liest du gerade?
Derzeit lese ich zwei Bücher. Den Roman ‚Königin der Nacht‘ von Bille Haag und das Fachbuch ‚Verkörperter Schrecken – Traumaspuren in Gehirn, Geist und Körper und wie man sie heilen kann‘ von Bessel van der Kolk. Außerdem faszinieren mich aktuell die Gedichte von Lütfiye Güzel.
Tag 14 – Aufgabe: Zeig uns deinen SUB!
Wieder etwas gelernt. SUB heißt Stapel ungelesener Bücher 🙂
- Nadia Murad: Ich bin eure Stimme
- Jenny Erpenbeck: Gehen, Ging, Gegangen
- Baudelaire: Die Stimme des Bösen
- Didier Eribon: Rückkehr nach Reims
- Maxie Wander: Tagebücher und Briefe
- Marion Tauschwitz: Hilde Domin
- Odile Kennel: Was Ida sagt
- Ulrike Bail: sterbezettel
- Claudia Breitsprecher: Hinter dem Schein die Wahrheit
- Ursula Maria Wartmann: Rückkehr der Träume
- Dittmar Lauer: Hexenverfolgung im Hochwald
- Thomas Schöne: Tatort Himmelsscheibe
- Rainer Vollkommer: Das römische Weltreich
- Gerald Hüter: Biologie der Angst
- Peter A. Levine: Trauma und Gedächtnis
Tag 15 – Aufgabe: Welche Fähigkeit würde ich mir von einer Wunschfee wünschen?
Das ist wieder eine leichte Aufgabe: Ich wünschte mir, dass ich alles, wirklich alles, was mir an einem Tag wichtig ist, in der mir zur Verfügung stehenden Zeit zu schaffen. Also an jedem Tag ausreichend Zeit zu haben für mich (zum Träumen, lesen, denken, lernen, entspannen), Zeit für meine Arbeit, Zeit zum Schreiben, Zeit für die Liebsten, Zeit zum Schlafen.
Also liebe Wunschfee, bitte komm bei mir vorbei!
Tag 16 – Aufgabe: Deine größte (Schreib-) Herausforderung
Meine größte Herausforderung ist die Frage, wie ich meinen Roman strukturiere. Die Planung mit der Heldenreise: verworfen. Die Planung mit der Schneeflockenmethode: verworfen. Exceltabellenplan verworfen. Einfach planlos drauflosschreiben: ich verheddere mich in den Handlungssträngen und nach 30 Seiten ist Schluss. Am liebsten aber wäre mir, ich könnte einmal bei versierten Roman-Autorinnen in die Werkstatt schauen. Sie bei der Planung beobachten, befragen.
Mein Ziel für dieses Jahr: die Planung beenden und spätestens im Herbst mit dem Schreiben beginnen.
Tag 17 – Aufgabe: Dein absoluter Favorit unter den Büchern
Für mich die Bibel: Matt Ruff: Ich und die anderen
Tag 18 – Aufgabe: Mit wem möchtest du etwas trinken gehen?
Wenn ich die Realität außen vor lasse, dann würde ich mich gern einmal mit dem Kind treffen, das ich einmal war. Ich würde es gern kennenlernen, so wie es war, nicht wie ich es in Erinnerung habe. Ich würde ihm zuhören, herausfinden wollen, was es mag, wonach es sich sehnt, was es begeistert und welche kreativen Wege es bei all der Finsternis im jungen Leben gegangen ist. Ob wir dabei etwas trinken oder lieber über nasse Felder laufen, das überlasse ich der Kleinen.
Tag 19 – Aufgabe: Dein Lebenstraum
Arbeit und Kreativzeit
Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich 3 Tage in der Woche als Therapeutin /Coach für Kinder und Erwachsene arbeiten und 2 Tage schreiben. Ich hätte gern 8 Wochen Urlaub im Jahr, plus je 1 Woche im Quartal Schreibklausur. Jedes 3. Jahr eine Auszeit von 12 Wochen für längere Reisen und Fernwanderungen. Natürlich auf dem Konto das Geld, welches das Schreiben und die Auszeiten ermöglichte.
Wohnen
Ich wohnte in einem Mehrfamilienhaus mit FreundInnen in jeweils eigener Wohnung und unsere Kinder mit den Ihren Familien ganz in der Nähe. Es gäbe einen großen verwilderten Garten mit alten Bäumen, mindestens einer Magnolie, vielen Rosen, überall Sitz- und Schreibmöbel und einer Feuerstelle.
Schreiben und Sozialleben
An einer versteckten Stelle im Garten stünde eine kleine Schreibhütte für mich, mit Schreibtisch, Stuhl, Bücherregal und Liegesessel. Die Woche gehörte nur mir, der Arbeit, dem Schreiben, dem Lesen, der Selbstzeit, das Wochenende der Liebe, der Familie, den FreundInnen. Ja, so stelle ich mir das perfekte Leben vor.
Die Welt
Und wenn ich schon am Träumen bin, dann gäbe es in meinem perfekten Leben keine Kriege, keinen Hass, keine Gewalt. Der Welthunger wäre besiegt, der Kapitalismus und überhaupt alle Ismusse, alle Diktaturen und Raffgier auf Kosten anderer wären abgeschafft. Die Natur würde nicht verrückt spielen, weil wir funktionierende Konzepte hätten, um mit ihr im Einklang zu leben. Religion wäre weltweit Privatsache. Hautfarbe, Alter, Geschlecht und Nationalität wären so wichtig wie ein Loch im Strumpf, die Lieblingsfarbe oder das Sternbild unter dem man geboren.
Tag 20 – Aufgabe: Deine persönliche Leseempfehlung. Autoreneigenwerbung erwünscht
Veröffentlicht habe ich bisher wenig, das Meiste in Anthologien, Zeitschriften, Fachbüchern. Die Anthologie ‚Über kurz oder lang. Unfrisierte Geschichten‘ entstand im Rahmen der Zusammenarbeit der Mitteldeutschen Autorinnen und zeigt, wie vielfältig und unterschiedlich wir uns mit einem Thema, in unserem Fall, mit dem Thema Haar auseinandersetzen. Die gemeinsame Arbeit hat Freude gemacht und herausgekommen sind kleine, feine Geschichten.
Tag 21 – Aufgabe: Was oder wer inspiriert dich?
Ganz pragmatisch betrachtet, inspiriert mich sehr viel:
- Menschen, denen ich begegne, Gespräche, Gesten, Mimik. Gefühlsäußerungen und Konflikte und die Art, wie andere damit umgehen.
- Die Eigenheiten schon ganz kleiner Kinder.
- Der Wind. Es gibt im Frühjahr, Sommer und Herbst diesen Scirocco, dieser lockende Sehnsuchtswind, der in mich eindringt, mir Haut und Seele streichelt. Der weckt die Sehnsucht in mir, Sehnsucht nach dem Unterwegs sein, weiterziehen.
- Mich inspiriert die Natur, wenn ich wandern bin.
- Alte Steine, Graffiti, Hinweisschilder, Ortsnamen, all das kann mich beseelen.
- Manchmal ist es auch ein Buch, ein Gedicht, ein Satz, ein Wort, das etwas in mir zum Klingen bringt, etwas anstößt, eine Idee in mir erweckt.
Tag 22 – Aufgabe: Dein liebster Schreib/Leseplatz
Ich sitze gern zu Hause an meinem Schreibtisch, er ist fast 2 Meter lang und an den Wänden habe ich Flipboards für Fotos, Entwürfe und Ähnliches. 2-3 mal im Jahr mache ich Schreiburlaub. In den letzten Jahren hat sich die Feriensiedlung in Kell am See zu meinem Lieblingsschreibort gemausert.
Tag 23 – Aufgabe: Dein größter Wunsch, deine Herzensangelegenheit 2018
Jetzt kommt die Zeit der Redundanz. Ich wiederhole mich, auch für mich: Neben meiner Arbeit, die auch ein Herzensprojekt von mir ist, will ich 2018 mein 2016 begonnenes Sachbuch beenden, das Exposé dazu schreiben und es dann in die Welt schicken. Das muss jetzt erst einmal fertig werden und dann und dann und dann werde ich mich an meinen ersten Roman wagen.
Tag 24 – Aufgabe: Social Media Accounts. Wo findet man dich?
Zu finden bin ich auf Facebook und auf Xing.
Tag 25 – Aufgabe: Deine Stadt der Träume!
Die Stadt meiner Träume liegt direkt zwischen einem Meer und einem Hochgebirge. Es ist eine Stadt, in der es viele Bücher gibt und Straßencafés im Sommer, überdachte Cafés, die aussehen wie Gewächshäuser, die den Blick nach draußen freilassen. Optisch ist die Stadt ein Mix aus Hogwarts, der Cambridge Universität, Brügge, Florenz und dem alten Prag, allerdings ausgestattet mit dem Komfort der Jetztzeit. Es gibt viele Parkanlagen, in denen es überall Feuerplätze gibt. Das Klima ist mild, nicht zu heiß, nicht zu kalt und trotzdem sind die Gipfel der umliegenden Berge jederzeit schneebedeckt. Es ist keine Millionenstadt, aber auch keine Kleinstadt. Überall sind Boote zu sehen, Segelboote, Fischerboote und Fähren. Die umliegenden Inseln sind kleine Naturparadiese, die an Schweden und Norwegen erinnern.
Tag 26/27 – Aufgabe: Deine Schreib/Lesebuddys + Zeig uns Deine Buchbabys!
Ich habe mehrere Schreib/Lesebuddys. Menschen, die mich dabei unterstützen, die mich motivieren, mir Mut machen. Das sind die Freundinnen, die weit besser als ich Rechtschreibung und Grammatik beherrschen. Da sind die Mitteldeutschen Autorinnen, die gemeinsam mit mir in den Schreiburlaub fahren und nicht zu vergessen, das Netzwerk der Autorinnenvereinigung e.V. Da gibt es eine erwachsene Tochter, die mich ermutigt, einen Partner, der mich unterstützt, in dem er meine Eigenheiten, meine Schreibzeiten, mein gedankliches Hin driften zu einem Text akzeptiert und mir die Räume dafür schafft und gelegentlich einen Kaffee kocht.
An dieser Stelle ein großes Dankeschön an euch. Schreiben muss ich zwar allein, aber ohne eure Ermutigungen, ohne eure Unterstützung und ohne eure kritischen Anmerkungen hätte ich schon längst aufgegeben.
Tag 27 ist für mich die Wiederholung der Aufgabe von Tag 20.
Tag 28 – Aufgabe: Relax! Erzähl uns, wie du relaxt und was du dazu brauchst!
Es gibt für mich verschiedene Varianten zu entspannen.
- Nach einem normalen Arbeitstag hilft ein Entspannungsbad mit Duftöl (Lavendel, Sandelholz, Meerbad).
- Bin ich krank, trinke ich mit Vorliebe Thymian-Salbei Tee, liege auf der Couch, schlafe, schaue Märchenfilme, schlafe.
- Ist mein Kopf voll, bin ich emotional negativ aufgeladen, dann hilft nur eines: frische Luft und laufen.
- Habe ich mich längere Zeit zu sehr auf etwas konzentriert und dadurch den Kontakt zu mir verloren, hilft eine längere Wanderung.
- Was mich immer entspannt, egal ob Entspannung notwendig ist: Lagerfeuer.
Tag 29 – Aufgabe: E-Book vs. Printausgabe. Welches Format bevorzugst du und warum?
Ich lese gern in beiden Formaten. An Printausgaben mag ich das Haptische. Ein Buch im wahrsten Sinn des Wortes begreifen zu können, ist mitunter pure Freude. Der Geruch, das Papier, das Rascheln beim Umblättern, das möchte ich nicht missen. Allerdings ist der Platz auch in meinen Bücherregalen begrenzt, deswegen lese ich inzwischen vor allem Krimis und Fachliteratur als E-Book. Auch für Urlaubsreisen ist das E-Book mein Favorit. So kann ich viele Bücher mitnehmen und der Rucksack bleibt trotzdem leicht.
Tag 30 – Aufgabe: Dein Lieblingszitat
„Dass ich nur von mir spreche, geschieht aus übergroßer Gerechtigkeit, aus Gewissenhaftigkeit, nicht nur aus Selbstschätzung. Nämlich, weil ich mich nur kenne und von mir Auskunft geben kann.“ Else Lasker Schüler
Das ist ein Zitat aus einem Brief von Else Lasker-Schüler an Martin Buber – Werke-und-Briefe, Bd. 7. . Kritische-Ausgabe. Suhrkamp Verlag. Dieses Buch durfte ich mir von einer Freundin ausborgen, inzwischen ist es wieder bei ihr. Seitdem steht die Gesamtausgabe ganz oben auf meiner Bücher-Wunschliste. Allerdings muss ich da noch sparen, denn die 11 Bände kosten 1180 €. Da aber die Bücher von Else Lasker-Schüler seit meiner Jugend für mich stete Wegbegleiter und Trostgeber sind, bin ich geduldig und zuversichtlich. Eines Tages werde ich sie alle lesen.
Tag 31 – Aufgabe: Dein (Schreib) Ziel für 2018
Der letzte Beitrag zu dieser Challenge. Einen Monat lang täglich ein paar Zeilen posten zu den Themen Schreiben, Lesen, Leben. An manchen Tagen war ich genervt von sich wiederholenden Aufgaben, an anderen Tagen habe ich mich schon am Morgen auf das Schreiben gefreut. Das wichtigste Ergebnis dieser Challenge ist für mich das Durchhalten. Es ist mir gelungen, täglich mal mehr, mal weniger zu schreiben. Auch wenn ich keine Lust auf die Frage hatte, auch wenn ich erschöpft von meinem Arbeitsalltag war, ein paar Zeilen waren immer noch möglich. Das nennt sich dann wohl Integration des Schreibens in den Alltag. Das zu halten und nach und nach weiter auszubauen, ist eines meiner Schreibziele für das Jahr 2018. Weitere konkrete Schreibziele sind das Schreiben eines Sachbuches, die Ideenentwicklung eines Romans und das Vorhaben, zweimal monatlich einen Beitrag auf meinen Blog zu stellen.
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