Warum KI mein traumasensibles Coaching nicht ersetzen kann
Kann KI auch traumasensibles Coaching? Diese Frage stellte mir in der vergangenen Woche Blogcoach Judith Peters. KI – Künstliche Intelligenz – ist ein sehr aktuelles Thema und wird in meinem Umfeld viel diskutiert. Es ist eine ziemlich leise technische Revolution, die da vor sich geht, aber eine mit großer Wirkung. Und wie bei allen Revolutionen, gibt es positive Entwicklungen, Chancen, aber auch Risiken und Ängste. Mit Neugier und Freude reagiere ich auf die Möglichkeiten, die mir durch KI in der Bild- und Textbearbeitung zur Verfügung stehen. Den positiven Einfluss von KI sehe ich vor allem in Hinblick auf Bereiche wie Statistik, Mustererkennung und Klimawandel. Auch im Bereich der Bildung, so hoffe ich, wird sich mit KI einiges verändern. Schon heute können mittels KI Lerninhalte individuell überprüft und angepasst werden. Zu den Risiken zähle ich Faktoren wie die bewusste Manipulation von Informationen, durch Deepfakes, Fake News und automatisierte Bots.
Am häufigsten diskutiert wird allerdings die Frage, ob KI den Menschen ersetzen kann, also die Arbeit für uns übernehmen kann. Ich vermute, dies wird geschehen und geschieht vermutlich schon in Bereichen, in denen es um Zahlen, Daten und Fakten geht – Logistik, Statistik, Fertigung und Verwaltung. Aktuell gibt es noch viele Bereiche, in denen menschliche Erfahrung, Emotionalität und Fingerfertigkeit gemessen, aber nicht ersetzt werden kann. Im folgenden Beitrag nenne ich dir fünf Gründe, warum KI mein traumasensibles Coaching nicht ersetzen kann.
Traumasensibilität erfordert Empathie und Intuition
Stell dir vor, du kommst mit der Frage zu mir, warum es dir so schwerfällt, in deiner Beziehung Grenzen zu setzen. Ich begrüße dich mit einem unverbindlichen Lächeln und einer Freundlichkeit, die sich für dich irgendwie glatt anfühlt, sich nicht auf dich bezieht. Ich wäre nur so freundlich, weil ich so programmiert wurde. Auf deine Frage antworte ich dir, mit Allgemeinplätzen und bemerke die kleinen feinen Reaktionen von dir nicht. Selbst wenn ein Punkt in meiner Antwort auf dich zuträfe, ich würde es nicht bemerken, außer, du weißt mich explizit daraufhin. Im Grunde würden wir ein Frage-Antwort-Spiel miteinander spielen.
Im Grunde ist die Antwort von ChatGPT sachlich richtig. Jetzt kannst du darüber nachdenken, doch das bringt für dich nicht wirklich eine Veränderung. Ein Coaching lebt von Empathie und Verbindung. Empathie ermöglicht es mir als Coach, mich in die Gefühle, Gedanken und Erfahrungen einer anderen Person hineinzuversetzen. Eine solche Verbindung ist essenziell, um Vertrauen aufzubauen und eine sichere Umgebung zu schaffen, in der du offen über ihre Probleme sprechen kannst. Durch meine Intuition kann ich nuancierte emotionale Signale erkennen und darauf reagieren. Das hilft mir dabei, meine Interventionen genau auf deine momentanen Bedürfnisse abzustimmen. So erkenne ich, wann es angebracht ist, tiefer zu graben, und wann es besser ist, dir mehr Raum zu geben. KI-Systeme können Muster erkennen und darauf reagieren, aber sie besitzen keine echte Empathie oder emotionale Intuition. Das sind Fähigkeiten, die die KI derzeit nicht nachahmen kann.
KI-Programmierung versus Persönlichkeit?
Wenn du ein Coaching bei mir buchst, erwartest du eine Begegnung mit mir. Eine Begegnung mit einem lebendigen Wesen. Bestenfalls hast du dich im Vorfeld von ein wenig auf meinem Blog umgeschaut, ein paar Fotos und Videos von mir gesehen. Hast einige meiner Texte gelesen. Etwas von all dem hat dich dazu gebracht, deinem Impuls zu folgen und den Termin zu buchen. Vielleicht war es ein Lächeln von mir, ein kritischer Blick, eine Haltung oder meine Erfahrungen. Auf jeden Fall erwartest du mehr von einem Coaching bei mir, als eine in freundlichem Tonfall vorgetragene Wiedergabe meines gesammelten Wissens.
Ich verspreche dir: wenn du mit mir arbeitest, stelle ich dir mein Wissen zur Verfügung. Freundlich, das ganz sicher, aber auch gepaart mit Erfahrung und Intuition, Einfühlungsvermögen und diversen Eigenheiten, Lieblingsworten und Gesten. Mich bekommst du als Coach im Gesamtpaket: professionell und 100 Prozent authentisch, mit festem Händedruck und direkter Ansprache.
KI fehlt es an Humor
Humor ist so eine Sache. Während die einen bei jeder Gelegenheit los kichern, verdrehen andere beim kleinsten Anzeichen von Albernheit die Augen. Zu letzteren gehörte ich viele Jahre. Ich empfand das Leben viel als zu hart und ernst, also verbot ich mir Albernheiten und Kichern. Ich litt an den Umständen und am Leben an sich und das sollte gefälligst jede:r sehen. Lachen war verpönt. Bis ich den Galgenhumor entdeckte. Eine etwas morbide Form des Humors. Über das eigene Elend lachen zu können, beängstigende Situationen grotesk zu überzeichnen, das hat mir auf meinem Heilungsweg sehr geholfen. Heute setze ich diese Form des Humors durchaus auch in Therapien und Coachings ein. Die in diesem Humor enthaltene Distanzierung vom schmerzlichen Thema ermöglicht oft ein erstes Aussprechen oder Besprechen.
In einem bin ich der KI sehr ähnlich: Im Witze erzählen bin ich miserabel, meist verhaue ich die Pointe. Aber das hängt sicher damit zusammen, dass ich größtenteils die Witze aus der Nonsens-Abteilung nicht verstehe. Deren Sinn erschließt sich für mich nicht, was, wenn ich es richtig verstanden habe, der Sinn dieser Witze ist: Es gibt keinen. Zum Glück ist Humor etwas so Individuelles. Gleichzeitig hat es etwas sehr Verbindendes, wenn zwei gemeinsam über etwas lachen. Ich verspreche: Ich lache wirklich viel und gern. Mal leise in mich hinein, mal schallend laut, sodass der Körper wackelt.
Traumasensibel geht nicht maschinell
Aus eigener Erfahrung und aus dem Umgang mit Menschen, die Traumata erlebt haben, weiß ich, dass traumatisiert Menschen „Überlebensstrategien“ entwickelt haben. Diese Strategien sind in Krisensituationen von großem Nutzen, können jedoch im alltäglichen Leben einschränkend wirken und soziale Interaktionen erschweren. Meine Arbeit als traumasensibler Coach zielt darauf ab, durch die Schaffung eines sicheren Ortes und den Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung dich bei der Bewältigung des Alltags zu unterstützen und deine Selbstheilungskräfte zu stärken. Um das gemeinsam zu schaffen, braucht es von mir ein Verständnis deiner emotionalen Lage. Es braucht Einfühlungs- und Reaktionsvermögen und ich muss in der Lage sein, mein Vorgehen und meine Interventionen in sekundenschnelle anzupassen und bei Bedarf zu korrigieren.
Eine KI kann meine Arbeit als traumasensibler Coach unterstützen, in dem sie mir bei Formulierungen oder der Strukturierung von Texten hilft. ChatGPT kann mir verschiedene Definitionen zu Traumasensibilität liefern, aber sie kann nicht traumasensibel auf dich eingehen. Sie versteht Emotionen nicht. Wenn du sie fragst, kann die KI dir Trigger benennen, aber sie erkennt nicht, ob du gerade von etwas getriggert wirst. Menschen sind lebendige Systeme, mit verschiedenen Hirnarealen und Sinnen, mit im Gedächtnis und im Körper gespeicherten Erfahrungen. Unser Nervensystem reagiert immer und diese Zeichen zu erkennen, kann die KI nicht leisten. Allein deshalb nicht, weil sie maximal zwei deiner Sinne anspricht und erkennt: den visuellen und eventuell den auditiven. In meinem Coaching lernst du all deine Sinne zu nutzen.
KI reagiert nicht auf den Kontext
Im traumasensiblen Coaching spielt die Berücksichtigung von Kontext eine wesentliche Rolle. Es geht dabei um den sozialen und kulturellen Hintergrund, in dem das Trauma stattgefunden hat. Es ist für unsere Zusammenarbeit aber auch wichtig, wie du heute lebst, was du in welchem Zusammenhang denkst oder fühlst. Welche Reaktionen dein Körper in bestimmten Situationen zeigt, ist dabei ebenso wichtig, wie die Emotionen, die bei manchen Themen auftauchen und bei anderen nicht. An deiner Mimik und Gestik kann ich Veränderungen ablesen und so erkennen wir gemeinsam, was dich anspannen oder entspannen lässt.
All diese Zeichen kann die KI nicht wahrnehmen und hat auch keine Deutungsvarianten dafür. Sie kann mir sagen, dass Menschen die Stirn runzeln, weil sie verwirrt, nachdenklich, besorgt, ärgerlich oder unzufrieden sind, sich konzentrieren oder etwas missbilligen. Ich als Mensch und ausgebildete Therapeutin und Coach hingegen kann den Kontext berücksichtigen. Vielleicht ist das Thema an dem wir gerade arbeiten für dich sehr anstrengend, oder im Raum ist es zu warm oder kalt, deine Sitzposition ist vielleicht unbequem oder du hast Kopfschmerzen. In unsere gemeinsame Arbeit beziehen wir diesen Kontext ein, denn er gibt uns Hinweise darauf, welchen Weg wir gemeinsam gehen können oder um welches Thema wir heute am besten einen Bogen machen, weil dein Nervensystem schon zu viel oder zu wenig Erregung anzeigt.
Weitere Artikel zum Thema Traumsensibilität
Du bist interessiert an meinem Angebot?
Lass uns reden!Ich unterstütze dich gern auf dem Weg zur Transformation in ein freies Leben.
Buche dir hier einen Termin für ein kostenfreies Kennenlerngespräch.
Herzliche Grüße
Liebe Anita, lieben Dank für deine unterstützenden Worte. LG Sylvia
Liebe Sylvia, welch ein umfangreicher und interessanter Blogartikel.
Deine Aspekte zu KI sind eine andere Sicht, die du beleuchtest.
Das ist total wichtig, sensibel, persönlich und emotional mit dem Thema Trauma umzugehen.
KI schafft das sicher nicht.
Viel Freude und Erfolg bei deiner wertvollen Arbeit.
Herzliche Grüße von Anita.