Wie ein Bild von Frida Kahlo mein Leben beeinflusste

Morgen ist der 01.09. und damit endet der TCS Blogparadensommer. An der Blogparade von Sandra Stopps „Kunst von Frauen – mein liebstes Kunstwerk“ will ich unbedingt noch teilnehmen. Denn es gibt eine Künstlerin, die mich begleitet, seit ich ihr Werk entdeckt habe. Die Rede ist von der mexikanischen Künstlerin Frida Kahlo. Inzwischen keine unbekannte Malerin mehr und spätestens seit der Verfilmung von „Frida“ dürfte sie auch einem größeren Publikum bekannt sein. Am 14. Juli 2024 jährte sich der 70. Todestag, dieser herausragenden Künstlerin, Frau, die inzwischen auch als Ikone des Feminismus gilt. Eines ihrer Werke hängt in Kopie seit über 20 Jahren in meinem Zimmer – Die zerbrochene Säule (The Broken Column). Über die Bedeutung, die dieses Bild für mich hat, schreibe ich in diesem Artikel.

Ich bin nicht krank. Ich bin zerbrochen. Aber ich bin glücklich, so lange ich malen kann.“ – Frida Kahlo

Meine erste Begegnung mit Frida Kahlo

Es war Ende der 80er Jahre. Ich öffnete den Briefkasten und fand darin eine Postkarte von meinem niederländischen Brieffreund Hans de Wal. Darauf zu sehen, das Porträt einer Frau mit einem Affen und vielen Blüten. Das Bild gefiel mir, doch den Namen Frida Kahlo las ich zum ersten Mal. Noch während mein Antwortbrief an Hans unterwegs war, in dem ich um mehr Informationen zu dieser Künstlerin bat, lieferte der Postbote ein Paket. Hans kannte mich aufgrund unseres intensiven Briefwechsels schon ziemlich gut. Er wusste, ich würde Fragen haben und schickte mir auf diesem Weg einen Bildband von Frida Kahlo. Fast alle Bilder berührten mich, doch „Die zerbrochene Säule“ ließ mich in Tränen ausbrechen. Diese Frau hatte gemalt, was ich fühlte. Zu diesem Zeitpunkt kannte ich ihre Lebensgeschichte noch nicht und wusste nicht, dass sie damit ihre Leidensgeschichte ganz pur zeigte.

In „Die zerbrochene Säule“ zeigt sie all die körperlichen Leiden, die sie täglich ertragen muss. Mehr als 30 Mal wird sie nach einem Verkehrsunfall im Jahr 1925 operiert, bei dem sich die Haltestange eines Busses durch ihren Körper bohrte. , während sie mehrere Nägel über ihren ganzen Körper zieht. In diesem Gemälde stellt die Malerin all die Schmerzen dar, die ihr Körper und damit sie, täglich erleidet. Zu sehen ist auch die Traurigkeit und Frustration, die sie empfindet, weil sie aufgrund des Unfalls lange Zeit ans Bett gefesselt ist und keine Kinder bekommen kann. In dieser Zeit, kurz nach dem Unfall, schenkt ihr Vater, der Fotograf Carl Wilhelm Kahlo ihr eine Staffelei zum Zeitvertreib. Dass er damit seiner Tochter einen Ausweg aus dem Martyrium schenkte, war ihm zu diesem Zeitpunkt sicher nicht bewusst.

Ich male mich selbst, weil ich so oft alleine bin und weil ich das Motiv bin, das ich am besten kenne.“ – Frida Kahlo

Ich bin nicht krank, aber …

„Die zerbrochene Säule“ berührte mich, weil dieses Bild für mich erlittenen und anhaltenden Schmerz und gleichzeitig eine stolze und aufrecht stehende Frau darstellt. Entblößt bis ins Mark, wund, voller Schmerz und gleichzeitig stolz und kraftvoll. Ein Sinnbild für eine Frau, die sich nicht versteckt. Die nicht aufgibt, sondern den Schmerz annimmt, mit ihm lebt und dennoch würdevoll strahlt. Die sich nicht unsichtbar macht, sondern mit all den Wunden lebt. Da steht eine Frau, die nicht im Schmerz verschwindet, sondern sich mit ihrem Schmerz zeigt. Das war es und ist es, was mich an diesem Bild so fasziniert, weshalb es in meinem Zimmer hängt. Es erinnert mich jeden Tag daran, dass auch ein Leben voller (psychischer) Schmerzen, ein freies und selbstbewusstes Leben sein kann. Dieses Bild war und ist für mich Vision und Motivation in einem.

Ständig stand ich in meinen jungen Jahren an der Schwelle zum Aufgeben. Ich wollte mich nicht so fühlen, wie ich mich fühlte. Zerrissen, entblößt und wund. Ich war von den Menschen, die mich lieben und schützen sollten, zerbrochen worden. Geschändet, beschmutzt, geschlagen. Ich fühlte mich krank und lebensunwert. Es stand mir nicht zu, geliebt zu werden. In dieser Phase meines Lebens kam mir dieses Bild wie ein persönliches Geschenk der Malerin an mich vor. Es schien mir zu sagen: „Sie haben dich zerbrochen, aber du kannst immer noch aufrecht stehen. Du lebst. Wenn du dich umbringst, haben sie gewonnen. Kümmere dich nicht um sie. Du bist und das ist das Einzige, was zählt. Mach was daraus.“ Inzwischen lebe ich mein Leben, selbstbestimmt und lebensfroh. Die Narben schmerzen manchmal noch, doch dann sehe ich auf das Bild an meiner Wand und halte Zwiesprache. Ich bin dankbar für den Weg, den mir dieses Bild gewiesen hat.

In meiner Malerei habe ich nie meine Träume gemalt. Ich habe meine eigene Realität gemalt.“ – Frida Kahlo

Kurzbiografie

Frida Kahlo wurde am 6. Juli 1907 in Coyoacán, Mexiko, geboren. Sie ist eine der bekanntesten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts und bekannt für ihre eindringlichen Selbstporträts sowie ihre Werke, die Themen wie Schmerz, Identität und die menschliche Erfahrung erkunden.

Frida wuchs in einer wohlhabenden, intellektuellen Familie auf. Ihr Vater war ein deutscher Fotograf, ihre Mutter eine Mexikanerin mit indigenen Wurzeln. Als Kind erlitt Kahlo eine schwere Polioerkrankung, die zu einer dauerhaften Behinderung ihres rechten Beins führte. Im Alter von 18 Jahren erlitt sie bei einem schweren Busunfall lebensbedrohliche Verletzungen. Dieser Unfall führte zu zahlreichen Operationen und Schmerzen, die sie ihr Leben lang begleiteten.

Während ihrer langen Genesungsphasen begann Frida Kahlo ernsthaft mit der Malerei. Sie schuf eine Vielzahl von Selbstporträts, die ihre körperlichen und seelischen Schmerzen, aber auch ihre starke Persönlichkeit und ihre Liebe zur mexikanischen Kultur thematisieren. Kahlos Kunst ist stark von der mexikanischen Volkskunst, präkolumbianischen Motiven und der surrealistischen Bewegung beeinflusst.

1929 heiratete sie den mexikanischen Maler Diego Rivera. Die Beziehung war leidenschaftlich, turbulent und geprägt von Affären und Konflikten. Kahlo und Rivera hatten eine komplexe Beziehung, die auch ihre künstlerische Arbeit beeinflusste. Trotz der Schwierigkeiten unterstützten sie einander in ihren Karrieren.

Fridas Gesundheit verschlechterte sich im Laufe der Jahre zunehmend. Ihre Malerei wurde düsterer und intensiver, wobei sie oft ihre Leiden und ihren Kampf mit ihrer körperlichen Zerbrechlichkeit thematisierte. 1953 hatte sie ihre erste Einzelausstellung in Mexiko, zu der sie trotz ihres schlechten Gesundheitszustands in einem Bett transportiert wurde, um teilnehmen zu können.

Frida Kahlo starb am 13. Juli 1954 im Alter von 47 Jahren. Ihr Werk wurde nach ihrem Tod zunehmend anerkannt, und sie wurde zu einer Ikone des Feminismus und der lateinamerikanischen Kultur.

Füße, wozu brauche ich euch, wenn ich Flügel habe, um zu fliegen?“ – Frida Kahlo

Zum Schluss

Allen, die sich für Frida Kahlos Leben und Werk interessieren, empfehle ich, sich die Dokumentation „Frida Kahlo – Wilde Tage in Coyocán (mexikanische Malerin)“ anzusehen. Versprochen: Es lohnt sich!

Aufstehen und in Würde strahlen!

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2 Kommentare

  1. Sylvia Tornau 1. September 2024 um 21:36 Uhr

    Danke für deinen Kommentar liebe Sandra, und ja, das Bild ist definitiv eine Ressource für mich.

  2. Sandra Stops 1. September 2024 um 08:55 Uhr

    Liebe Sylvia! Vielen Dank für Deinen Beitrag zu meiner Blogparade und Deinen persönlichen Text, warum gerade dieses Werk Frida Karlos Dir so wichtig ist. Das Gemälde hat sicher Frida selbst geholfen und es unterstützt auch 70 Jahre nach ihrem Tod nun Dich und andere Menschen. Das finde ich großartig und einen wunderbaren Grund, dieses Werk vorzustellen. So wie Du seine Bedeutung für Dich beschreibst, ist es eine Ressource für Dich, auf die Du zurückgreifen kannst. Lieben Dank fürs Teilen. Herzliche Grüße, Sandra

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Hallo, ich bin Sylvia

systemische Therapeutin, Trauma-Coach und Bloggerin. Seit über 20 Jahren arbeite ich mit Paaren, Familien und Einzelpersonen daran, negative Kindheitsprägungen und frühe Traumata zu lösen und ein Leben voller Selbstvertrauen, innerem Frieden und emotionaler Stabilität zu führen.
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